Kostenlose Lieferung ab 72,50€ (innerhalb Deutschland)

Logo-hermina-tomatensauce-rezepte

Die Entdeckung – Teil 1

Verrückt nach Tomatensauce? JA! Das bin ich. Eigentlich ist dies der Titel meines ersten Kochbuchs. Ich liebe ihn, denn nach etwas verrückt zu sein bedeutet für etwas zu brennen und das war soweit ich zurückdenken kann, mein Antrieb. Ich habe mich nicht nur beim Kochen und Essen, sondern im Leben von meiner Leidenschaft leiten und manchmal auch verleiten lassen.

 

Dieser Antrieb fühlt sich an wie ein inneres Brodeln. Es tritt in unterschiedlichen Intensitäten in Erscheinung. Wenn ich diese Aufregung verspürte, bin ich ihr fast immer nachgegangen. Manchmal erwies es sich als falscher Alarm. Nach ein paar Tagen hatte sich das Brodeln in einen stillen See verwandelt. In anderen Fällen hingegen war es ein Volltreffer und wurde häufig mit Glück und Erfolg belohnt. All diese Erlebnisse haben aus mir das gemacht, was ich heute bin.

 

Bei dem ein oder anderen spontanen Sprung, habe ich mir, wie sollte es anders sein, Schrammen geholt. Nicht lebensgefährlich, aber genug um wütend, traurig und enttäuscht zu sein und um sie mir gut zu merken. Man könnte nach negativen Erfahrungen dieses innere Brodeln in Zukunft ignorieren oder als Warnsignal wahrnehmen und unterdrücken. Man könnte risikofrei nur noch Früchte im unteren Teil des Baumes pflücken.

 

Wir entscheiden wie mutig wir sein möchten

Wozu Risiken eingehen, wenn wir doch entspannt leben können in einem ruhigen Kosmos? Das ist keineswegs verkehrt und zu verurteilen. Oder man klettert etwas vorsichtiger, aber immer noch hoch genug, weil die schönsten Früchte im  Baumwipfel hängen. Wir entscheiden auf welchem Weg wir Glück in unser Leben lassen und niemand kann uns besser sagen wie wir leben sollen, als wir selbst.

 

Ich erzähle dir hier persönliche Geschichten aus meinem bunten und multikulturellem Leben. Aus diesen Geschichten wirst du auch erfahren, wie sich meine Liebe zum Essen und Kochen durch wundervolle Erlebnisse mit den Jahren entwickelt hat, welchen Einfluss meine Erziehung auf Lebensentscheidungen hatte, wie meine Karriere vor Salsa Paradiso verlief und wie die Idee für meine Tomatensaucen enstanden ist.

 

Aufgeteilt habe ich meine Story in vier Hauptkapitel: die Entdeckung, die Entwicklung, die Entstehung und die Erfüllung. Jedes dieser Kapitel ist unterteilt in mehrere Abschnitte, in der Länge des Genießens eines Kaffes ungefähr, damit du auch mal zwischendurch kurz abschalten kannst beim Lesen.

Essen und Kochen: die Wurzeln meines kulinarischen Glücks

Beim Kochen und Essen könnte man mich durchaus als international abenteuerlustig bezeichnen. Geboren wurde ich in Zagreb, der heutigen Hauptstadt Kroatiens, wo ich die ersten fünf Jahre meines Lebens als wohlbehütetes Mädchen, Omas Schatz und Liebling der Nachbarschaft verbrachte.

 

In meiner Familie wurde seit jeher Esskultur gelebt. Vor allem beim Thema Tischmanieren gab es keine Nachsicht. Fast täglich wurde gebacken, Brote, Kuchen, Torten mit aufwendigen Dekorationen und Marzipanrosen, kleine Hörnchen aus Hefeteig, die es gefüllt und ungefüllt, süß oder salzig gab und natürlich gefüllte Blätterteigspezialitäten wie Pita, Burek und Strudel für die der Teig auf Laken hauchdünn über den ganzen Tisch gezogen wurde. 

 

Als Kind saß ich sehr oft in der Küche und habe meiner Mutter und Großmutter beim Kochen und Backen zugeschaut. Meistens habe ich einen Klumpen Teig bekommen und meine Oma zeigte mir, wie sich daraus kleine Hörnchen oder Brezeln formen ließen, die wir in den Ofen schoben. Es war ihre Art mich zu beschäftigen, damit ich Ruhe gab und ich liebte es.

 

Stolz bot ich meine kleinen Hörnchen, die bei uns Kiflice heißen (Kiflitze gesprochen),  der Familie und den Nachbarn zum Probieren an. Von allen Seiten gab es spielerisch viel Lob. „Hermina, hast du etwa diese köstlichen Hörnchen gebacken? Bravo!“ Ich strahlte über das ganze Gesicht, erzählte mir meine Mutter häufig. Heute weiß ich, dass es der beste Weg war mich von frühester Kindheit für das Kochen und gutes Essen zu sensibilisieren.

Lammleber zum Frühstück

In meiner Kindheit wurde gegessen was auf den Tisch kommt. Nicht aus Armut und auch nicht nur als erzieherische Maßnahme. Jede Speise hatte saisonale und gesundheitliche Aspekte und diese galt es strengstens zu beachten: Karotten sind gut für die Augen, rote Bete und Granatapfel für das Blut und Lauch stärkt die Bronchien. Wenn Gemüse- oder Obstsorten Saison hatten, dann wurden sie mehrmals in der Woche  gegessen und sie wurden eingekocht oder eingemacht als Vorrat, denn sie waren nicht wie heute, das ganze Jahr über erhältlich.

 

An Sonntagen gab es für mich als erste Mahlzeit gebratene Kalbs- oder Lammleber. Gewürzt wurde sie mit rotem Paprikapulver und Salz und manchmal wurden Zwiebeln mitgebraten. So sah mein Kinderfrühstück aus. Leber ist sehr gesund und sehr wichtig für das Blut und für Kinder im Wachstum lebensnotwendig, war das Credo in meiner Familie.

 

Was hatte ich doch für ein Glück, dass mir die Innereien geschmeckt haben und ich die Leber freiwillig gerne aß. Vielleicht hatte man sie mir einfach schöngeredet. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich meinem Sohn im Kindesalter Kalbs- oder gar Lammleber, zum Frühstück angeboten hätte. Wie viele Kinder in seinem Alter mochte er damals nicht einmal etwas Grünes auf dem Teller essen, geschweige denn Innereien.

Addio süße Kindheit, ich esse jetzt in Deutschland

Als ich fünf Jahre alt war, haben wir meine Geburtsstadt Zagreb verlassen und sind  nach Deutschland ausgewandert. Vielleicht erinnere ich mich deshalb so gut an Erlebnisse vor der Auswanderung, denn für mich war es damals ein großer Schnitt. Wäre mein Kinderleben weiterhin verlaufen wie zuvor, wäre dem vielleicht nicht so.

 

Ich war das erste Gastarbeiterkind des Kindergartens, da die meisten Migranten ihre Kinder in der Heimat bei den Müttern oder Großeltern gelassen hatten. Meine Kindergärtnerin hieß Fräulein Gingel und entpuppte sich zu einem der größten Glücksfälle meines Lebens. Sie kümmerte sich sehr engagiert um mich und begann schon am ersten Tag, mir anhand von Bildern auf Holzklötzchen, Deutsch beizubringen.

 

Ich sage euch eins, das größte Hindernis, wenn ihr international unterwegs seid, ist nicht nur die Sprache, nein, es ist auch das Essen und die damit verbundene Esskultur. Das Frühstück an meinem ersten Kindergartentag in Deutschland werde ich nie vergessen. Ich spüre heute noch die Wut, die ich empfand, auf die Mädchen und auf meine Eltern.

Omi war die Rettung vor ungeliebtem Essen

In meinem jugoslawischen Kindergarten bekamen wir alle die gleichen Mahlzeiten und niemand musste oder durfte sein Essen mitbringen. Zum Frühstück gab es Brote mit Butter und Marmelade mit dicken Fruchtstücken und dazu ein Glas Milch. Ich aß Leber zum Frühstück, bekam jedoch beim Anblick der Marmelade mit den großen Fruchtstücken Anfälle von Übelkeit. Bei den jugoslawischen Erzieherinnen gab es jedoch kein Erbarmen.

 

Meine Oma rettete mich wie eine Komplizin vor den strengen Augen der Kindergärtnerinnen. Sie brachte mich einfach später in den Kindergarten, wenn die Kinder schon spielten und ließ mich zuvor mein geliebtes Frühstück zu Hause essen: ein Brötchen mit frisch aufgeschnittenem Kochschinken und sauren Gürkchen, das wir jeden Morgen im gegenüberliegenden Geschäft belegen ließen. Böse Blicke bei der Ankunft im Kindergarten waren die Regel. Jeden Morgen schimpfte die Kindergärtnerin mit meiner Oma, weil ich wieder zu spät kam.

 

Die Antwort meiner Großmutter hing von ihrer Tageslaune ab und verlief von säuselnd „sei nicht immer böse, du weiß wie sehr ich sie liebe, es bricht mir das Herz sie hier abzugeben“ bis hin zu einem genervten „kümmere dich um deinen eigenen Kram.“ Einmal musste ich über ihre Antwort lachen, was die Situation verschlimmerte. Danach hatte Oma mir die Anweisung gegeben einfach durchzuhuschen und zu den anderen Kindern zu gehen als sei nichts gewesen.

 

Am Nachmittag wiederholte sich die Szene, denn nach dem Mittagsschlaf gab es für alle Kinder erneut Brot mit Marmelade und ein Glas Milch. Meine Oma stand immer zu früh an der Tür, um mich abzuholen und rettete mich erneut. Wir müssen weg, wir haben es sehr eilig, rief sie den Erzieherinnen zu. Statt Marmeladenbrot zu essen, gingen wir lachend in die Konditorei zu Schokoladentorte mit Schlagsahne.

Hermina-Tomatensauce-mit 5 Jahren-in Zagreb.
Mein letzter Geburtstag in Zagreb vor der Abreise nach Deutschland

Esskultur kann trennen oder verbinden

Nun mit diesem lustigen Leben war es in Deutschland zunächst einmal leider vorbei. An jenem ersten Kindergartentag saß ich beim Frühstück an einem Tisch mit sieben Mädchen, die mich alle anstarrten. Es ist so lange her und doch erinnere ich mich heute noch minutiös an jede Einzelheit dieses ersten Tages meines neuen Lebens. 

 

Ich holte, wie alle anderen Kinder meine Kindergartentasche, der ich die Tüte mit meinem Frühstück entnahm, das meine Mutter mir vorbereitet hatte, bevor sie zur Arbeit ging. In meiner Tüte lagen zwei dicke Scheiben Weißbrot und zwei Wienerwürstchen. Ich hatte sehr früh gelernt, dass man von einer Brotscheibe nicht abbeißen darf,  sondern das Brot mit den Händen in mundgerechte Stücke bricht, bevor man es zum Mund führt. Die Würstchen teilte ich in zwei Hälften bevor ich abbiss. Ich aß so fein wie ich nur konnte, weil ich spürte, dass ich beobachtet wurde.

 

Alle sieben Mädchen schauten auf mein Frühstück und lachten. Sie packten dunkle, ganz dünne Brote aus. Zuerst dachte ich es seien Kuchen oder Kekse, denn dunkles Brot hatte ich bis dato noch nie gesehen. Dann meinte ich jedoch Wurst oder Käse dazwischen zu erkennen. Ich war in diesem Moment wütend auf meine Mutter, weil sie mir das falsche Frühstück mitgegeben hatte.  Und auf die Mädchen, die mich auslachten, war ich auch sauer. Ich verstand die Sprache nicht, aber auslachen versteht man in jeder Sprache.

 

Am Abend versuchte ich meiner Mutter zu erklären, dass sie mir das falsche Frühstück gegeben hatte, und dass die deutschen Kinder ganz dünne, schwarze Brote hatten. Meine Mutter versprach mir ganz fest, nach diesem schwarzen Brot zu suchen. Tatsächlich kaufte sie am nächsten Tag ein anderes Brot, aber es war immer noch nicht das Gleiche, das die Mädchen im Kindergarten hatten.

 

Es vergingen Monate, bis sie verstanden hatte, was ich meinte, da sie die dunklen Brotscheiben nicht einmal als Brot identifiziert hatte. Mittlerweile waren die Mädchen, trotz meines, für damalige deutsche Verhältnisse, exotischen Frühstücks, meine Freundinnen geworden, denn ich hatte dank Fräulein Gingel sehr schnell Deutsch gelernt und wir spielten ganz wunderbar miteinander.

 

Das Mittagessen war die nächste Tortur: Rahmspinat mit Spiegelei. Die anderen Kinder aßen brav und mir wurde beim bloßen Anblick schon übel, wie mit der Marmelade im jugoslawischen Kindergarten. Wenn das Eigelb in den Spinat lief, fand ich es besonders schlimm. Sauerkraut mit Kassler war der Gipfel, schlimmer ging es kaum. Ich weigerte mich zu essen und musste während der gesamten Mittagsruhe, also fast drei Stunden, vor dem Essen sitzen bleiben, was ich beharrlich tat, ohne das Essen anzurühren.

 

Ich sehnte mich nach meiner Oma, die mich gerettet hätte, aber so war ich mir selbst überlassen. Die deutsche Esskultur machte mir echt zu schaffen. Monate später hatte ich mich an das Essen gewöhnt und Jahre später habe ich es sogar lieben und kochen gelernt. In Gesellschaft meiner neuen Freundinnen fühlte ich mich wohl, also fiel es mir leichter zu essen, was sie aßen, ich machte einfach mit und plötzlich fand ich es lecker! Wenn wir uns doch als Erwachsene nur ein bisschen dieser Haltung beibehalten könnten!

Gelungene Integration ist es, wenn du deutsches Essen lieben lernst, weil du Freunde gefunden hast, die du liebst. Dieses gilt für alle Länder.

Du planst ins Ausland zu gehen oder auszuwandern?

In deinem Umfeld gibt es Menschen aus anderen Ländern oder Kulturkreisen?

  1. Es ist nie einfach sein Land und seine vertraute Umgebung zu verlassen. Unabhängig davon, ob man freiwillig, jobbedingt oder aus dramatischeren  Gründen seine Heimat verlässt, man steht immer vor Herausforderungen. Mein Vater hat damals einen lieben Freund in Deutschland gewonnen, der ihm viel geholfen hat. Diese Hilfe ist unvergesslich. Da wir mit dem Zug angereist sind, konnten wir nicht viel mitnehmen aus Zagreb.
  2. Wir haben Kleidung, Spielsachen und Kinderschokolade von Familie Hornberger bekommen. Er hat Papa mit in die Fahrschule genommen und hat ihm mit der deutschen Sprache geholfen. So hat unser Vater direkt den Führerschein gemacht und sein erstes Auto, einen Käfer, gekauft. Nie haben wir vergessen, wie lieb sie zu uns waren, als wir es am meisten gebraucht haben. 
  3. Wenn ihr die Möglichkeit habt zu helfen, macht es einfach ohne zu lange zu zögern. Es gibt einem selbst auch ein schönes Gefühl. 

Vielen Dank 🙏

Danke dir von Herzen, dass du meine Geschichte liest. Ich wünsche dir schon jetzt viel Freude mit den nächsten Teilen. Hier geht es weiter mit Teil 2.


Teile diesen Blogbeitrag mit deinen Freunden:

Herminas Liebesbriefe: So viel mehr, als ein Newsletter

Passt immer:
Salsa Paradiso

Entdecke die kulinarische Magie meiner Salsa Paradiso Sauce und bringe den authentischen Geschmack Italiens in deine Küche. Lass dich inspirieren und zaubere mit unseren Saucen unvergessliche Gerichte für dich und deine Liebsten!