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Die Entdeckung – Teil 2

Das Thema Essen  und Kochen hatte in meiner Familie einen hohen Stellenwert. Wenn es etwas zu feiern gab, und das war oft, wurde lange geredet, was es zu essen geben sollte. Die Wahl fiel mit der Zeit schwerer, da wir immer multikultureller lebten und unsere Esskultur immer bunter und vielfältiger wurde.

 

Auch war meine Mutter neugierig und versuchte sich im Kochen neuer Speisen, die wir nicht aus Jugoslawien kannten. Uns gefiel das gar nicht. Von Mama wünschten wir uns immer die bekannten Klassiker. Bereits mit zwölf Jahren stand ich mit einem Kochbuch in der Küche und war regelmäßig am Kochen oder am Backen.

 

Während meine Mutter um ihre Kücheneinrichtung und ihr Geschirr bangte, weil es bei mir etwas lauter und temperamentvoller zuging, ermunterte mich mein Vater. Alles was ich kochte, schmeckte ihm gut. Selbst, wenn es misslungen war, sagte er ich hätte super gekocht. Das spornte mich natürlich an.

 

Mit fünfzehn Jahren durfte ich zum ersten Mal an einem Schüleraustausch mit Frankreich teilnehmen. Könnt ihr euch vorstellen wie aufregend es war als junges Mädchen zum ersten Mal ohne Eltern in ein fremdes Land zu reisen und vierzehn Tage bei einer Familie zu wohnen, die ich noch nicht kannte. Ich hatte großes Glück mit meiner Gastfamilie. Sylvian, sein Papa Jacques und seine Mama Ariane haben mich sehr herzlich und wie ein Familienmitglied aufgenommen.

Fremde Küchen: Bonjour Frankreich

Die französische Esskultur war für mich das Betreten von Neuland, aber gleichzeitig die reinste Offenbarung:  Artischocken, Crevetten, Patés, ganz kleine, dünne Spargel mit lila Köpfen, die in die Finger genommen und wie die Artischockenblätter ebenfalls  in Vinaigrette getunkt wurden, tägliche Vor- und Hauptspeisen mit anschließender Käseplatte, das herrliche Baguette, Café au lait in riesengroßen Tassen und knusprige Croissants zum Frühstück – das war alles neu für mich und ich fühlte mich im kulinarischen Himmel.

Als Arianes Küchenhilfe bin ich als waschechte Französin durchgegangen, wie die Familie sagte, denn binnen weniger Tage sprach ich fließend Französisch. Klar ich hatte es bereits zwei Jahre in der Schule gelernt, aber in diesem fantastischen Ambiente flog es mir förmlich zu. Kochen und Esskultur à la Francaise war mein vorübergehendes neues Markenzeichen geworden.

Ich liebte mein Leben und lebte es als hätte ich nie etwas anderes getan. Um mein neues Ich auch äußerlich anzupassen, habe ich mir bei einem Friseur in Paris den Haarschnitt der Schauspielerin Isabelle Adjani mit kurzem Pony verpassen lassen. Ich fühlte mich wie ein internationaler Star, als ich in mein beschauliches Oberursel zurückkehrte.

 

Der Gegenbesuch aus Frankreich

Nach diesem Aufenthalt in Frankreich war ich geradezu hungrig, nach neuen Erlebnissen, Ländern, Küchen und Spezialitäten, weiteren Fremdsprachen, ich wollte die Welt entdecken! Zunächst jedoch galt es meinen Eltern zu erklären, was ich mir dabei gedacht hatte bei einem Jungen zu wohnen, denn es stand sein Gegenbesuch an und er konnte ja schlecht mit einem von uns drei Mädchen zu Hause in einem Zimmer schlafen. Wir lebten zu fünft in einer 4-Zimmer Wohnung.

 

Ihr Gemecker ging bei mir in ein Ohr rein und zum anderen raus. Schon damals dachte ich, dass es mir egal sei und mir meine schönen Erlebnisse niemand mehr nehmen könne und dass sich sicherlich eine Lösung finden würde. So war es auch. Wir drei Mädchen quetschten uns in ein Zimmer und Sylvian bekam ein eigenes Zimmer. Da er so liebenswert war und die ganze Familie ihn sofort ins Herz geschlossen hatte, kamen wir mit dieser Ausnahmeregelung alle gut klar.

 

Viele Jahre hielt unsere Verbindung und es folgten weitere gegenseitige Besuche.  Meine Liebe zu Frankreich, zur französischen Literatur, Musik, zum französischen Film und selbstverständlich zur Küche ist bis heute geblieben.

Weiter geht es mit Esskultur in Italien

Mit 18 Jahren begegnete ich in Oberursel meinem zukünftigen Ehemann Antonio, den ich neun Jahre später heiratete. Ich besuchte noch das Gymnasium, er war erst ein Jahr in Deutschland und hatte gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder die Pizzeria ihres Vaters übernommen. Antonio hatte in Neapel das internationale Gymnasium besucht und sprach gut deutsch.

 

Mit ihm unternahm ich meine erste Reise nach Italien und nach Neapel zu seiner Familie. Dort begegnete ich meiner nächsten großen Liebe: der hausgemachten Tomatensauce. Stellt euch vor, auf jene Zeit geht mein heutiges Geschäftskonzept zurück. Das war 1984!

 

Von wegen Italiener kochen nur Nudeln und essen ständig Pizza, wie man uns damals außerhalb Italiens weißmachen wollte. Die Entdeckung der italienischen Esskultur war für mich atemberaubend. Unglaublich was ich in dieser Zeit Kulinarisches entdeckte: Muscheln, Venusmuscheln, Vongole auf Italienisch, Octopus, Meeresfrüchte in allen Formen und Farben, natürlich unzählige Sorten Pasta, das beliebteste und berühmteste Auberginengericht Italiens, die Parmigiana, die original neapolitanische Pizza, die damals einfach zweimal umgeklappt und in Papier gewickelt wurde, den echten Büffelmozzarella, italienisches Gelato – zum Schwelgen! Ich war im Schlaraffenland gelandet.

 

Zuerst konnte ich die ganze Aufregung um pasta al dente nicht nachvollziehen, denn ich kannte bis dato nur weich gekochte Nudeln und mochte sie. Aber ich liebte es, wie bereits in Frankreich, zu Hause in der Familie die traditionellen, authentischen Essgewohnheiten und die Esskultur kennenzulernen. Und ich lerne schnell, sehr schnell. Schon nach diesem Urlaub habe ich die Vorzüge einer italienisch zubereiteten Pasta al dente sehr zu schätzen gelernt und wen wundert es?

 

Natürlich fühlte ich mich jetzt wie eine Italienerin, kleidete mich nach den Vorbildern des italienischen Chic und die Sprache hatte ich auch schon ganz gut drauf.

Hauptsache international

Als Studentin musste ich sehen wie ich über die Runden komme. Meine Eltern unterstützten mich so gut sie konnten, aber bei drei Kindern war nicht mehr drin als die Miete für meine Studentenunterkunft in Heidelberg, was ihnen große Sorgen bereitete. Mir weniger. Ich wusste, dass ich in der Lage war mich selbst zu finanzieren.

 

Glücklicherweise waren in Heidelberg fast das ganze Jahr über viele Touristen in der Stadt, so dass es reichlich Jobs als Bedienung in der Gastronomie gab. Da ich Essen ohnehin liebte, fiel es mir nicht schwer und da ich zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Sprachen fließend beherrschte, bekam ich auch noch guten Stundenlohn und gutes Trinkgeld.

 

Das waren jedoch nicht die Jobs, die mich reizten. Auf der Frankfurter Messe fühlte ich mich bedeutend wohler. Ich verdiente sehr gut, meine Sprachkenntnisse kamen richtig zum Einsatz und ich erlebte viel. Und natürlich ging ich jeden Abend mit meinen Auftraggebern, meistens italienische oder französische Firmen die Messeaussteller waren, in sehr gute Restaurants essen oder sollte sogar die Restaurants für das gesamte Team auswählen und reservieren.

 

Das war damals das Größte für mich in jeglicher Hinsicht: gutes Geld verdienen, internationales Business Umfeld, tolle Erlebnisse, Einsatz meiner Fremdsprachen. Mehr geht nicht. Dachte ich damals.

Zagreb goes international

Das Brodeln. Erinnert ihr euch an das Brodeln aus dem ersten Teil? Als ich erfuhr, dass für die Universiade in Zagreb, das sind die olympischen Spiele für Studenten, Mitarbeiter gesucht wurden, stand mein innerer Vulkan kurz vor Ausbruch. Nicht ohne mich! Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen, dachte ich.

 

Ich bewarb mich, wurde genommen und landete im Pressezentrum, welches im Hotel Intercontinental in Zagreb untergebracht war.  Oft hatte ich dieses Luxushotel von außen gesehen. Ja, dieser Ort fühlte sich richtig aufregend an, umgeben von Publikum aus aller Welt, von Delegationsmitgliedern der internationalen, olympischen Komitees, Journalisten, Funktionären und Sportlern. Die Bezahlung war miserabel, aber sie spielte für mich eine untergeordnete Rolle, denn zunächst sollte mein Hunger nach Abenteuern gestillt werden.

 

Es war wie ein Traum, der in Erfüllung gegangen war. Herminchen aus Oberursel, war in der großen weiten Welt gelandet und das auch noch in meiner Geburtsstadt. Ich nervte alle mit Fragen über Fragen, wollte alles wissen, denn ich wollte meine Chance nutzen und mich beweisen. Ich fühlte mich großartig in meiner Rolle. Aber es sollte noch viel besser kommen!

 

Wenige Tage später herrschte plötzlich große Unruhe und alle Mitarbeiter wurden gefragt, ob sie Italienisch sprachen. Ich meldete mich. Bist du ganz sicher, dass du fließend Italienisch sprichst, wurde ich  in strengem Ton gefragt. Es hatte sich gelohnt Italienisch als Studienfach zu wählen, denn ich wurde von einem Moment auf den anderen die Assistentin von Primo Nebbiolo, dem Präsident des Weltleichtathletikverbands IAAF und seiner Delegation, die aus Rom angereist war.

Das Glück kommt zu den Fleißigen

Ganz ehrlich? Ich hatte noch nie zuvor diesen Namen gehört, wusste zunächst überhaupt nicht von welchem Präsidenten sie sprachen, aber il presidente klang bedeutend. Zum ersten Mal schnupperte ich echte VIP Luft. Ich kümmerte mich um die Gruppe bedeutender Minister, die aus Italien angereist waren und in Rom die Weltmeisterschaft in Leichtathletik, die im gleichen Jahr stattfand, organisierten.

 

Acht Männer begleitete ich fast rund um die Uhr zu Terminen, Veranstaltungen, Meetings, zu Künstlern, Sportveranstaltungen und natürlich zu Essen, Essen und noch mehr wunderbaren Essen. Ich dolmetschte, koordinierte Fahrer und Termine, organisierte Stadtführungen durch meine Geburtsstadt, die ich in jenem Jahr erst so richtig kennenlernte, alles Dinge, die ich in diesem Ausmaß noch nie zuvor getan hatte. Arbeitszeiten? Rund um die Uhr, nicht weil ich es musste, sondern weil ich es wollte. Und ich hatte sehr viel Spaß mit meiner Truppe.

 

Irgendwie flog mir alles zu, weil ich darauf brannte, es gut zu machen. Es machte sich jedoch auch bezahlt, dass ich in der Vergangenheit seit meinem 14. Lebensjahr unzähligen Jobs nachgegangen war. Einfach machen, Erfahrung sammeln und das Beste geben, war seit jeher mein Motto. Ich bin immer der Überzeugung gewesen, dass außergewöhnliches Engagement belohnt wird.

 

Diese Botschaft habe ich auch immer an meinen Sohn weitergegeben. Geh die Extrameile, auch wenn es zunächst so erscheint, als sei es sinnlos. Das ist es nicht. Und wenn du nur an Erfahrung gewinnst, es kommt der Tag, an dem du genau diese brauchst.

 

Um es mit den Worten von Sir Richard Branson zu sagen:

„Wenn dir jemand eine erstaunliche Gelegenheit bietet, du aber nicht sicher bist, ob du es tun kannst, dann sag "Ja" - und lerne später, wie es geht!"

Die Belohnung

Kurz vor Ende unserer Zusammenarbeit fragte mich Dottor Bartolomeo von der FIDAL, Federazione Italiana di Atletica Leggera, ob ich in Rom für sie arbeiten wolle. Ich dachte es sei ein Scherz oder ein Kompliment, für den Moment, das er kurz darauf vergessen würde. Alle acht anwesenden Herren der Organisationskomitees bestätigten mir, dass sie sich freuen würden, mich in Rom begrüßen zu dürfen als Mitarbeiterin für die Weltmeisterschaft in Leichtathletik, die wenige Wochen später startete. SI! Certamente!

Merci 😍

Hier geht es zum 3. Teil meiner Geschichte “Die Entdeckung”. Vielen Dank, dass du meinen Beitrag gelesen hast. Ich hoffe, das Lesen hat dir Spaß gemacht und Freude bereitet.

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