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Die Entdeckung – Teil 4

Jugoslawien, Kroatien, Deutschland, Frankreich und Italien habt ihr bisher mit mir bereist. Wie kommt sie denn nun nach Finnland, werdet ihr euch fragen? Nach meinem Studium in Heidelberg bin ich beruflich in Frankfurt durchgestartet bei der Direktmarketing Agentur Wunderman Worldwide. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal was Direktmarketing ist, als ich diese Stelle antrat. Das Gehalt, das sie mir boten war aber überzeugend und dafür war ich bereit alles zu lernen was nötig war. Und zwar schnell!!

 

Das Witzige ist, dass ich wenige Jahre zuvor mit einem Mailing, also einer Direktmarketing Aktion, das Business meines späteren Ehemanns zum Laufen gebracht hatte, ohne auch nur zu erahnen, dass dieses mal mein Beruf werden würde. Das Leben schreibt einfach die schönsten Geschichten.

Traumjob mit Reisen in 12 europäische Länder

Aufgrund meiner Sprachkenntnisse wurde mir ein paneuropäischer Verband aus zwölf Mitgliedsstaaten als Kunde zugewiesen und ich war die glücklichste 26-jähige Frau auf Erden mit meinem Projekt. Klar arbeitete ich Tag und Nacht und an den Wochenenden, aber ich wollte ja schließlich etwas erreichen und aufsteigen. 4 Tage Woche? Work-Life-Balance? Diese Ausdrücke gab es damals nicht, nicht einmal die Gedanken daran gab es.

 

Mein Engagement hatte sich gelohnt. Innerhalb von anderthalb Jahren war ich Account Director International Direct Marketing und bereiste regelmäßig zwölf europäische Länder, darunter Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland, die ich bislang überhaupt nicht kannte. Es gab damals keine Video Konferenzen, es gab keine Smartphones und wir verschickten noch Faxe, was schon ein enormer Fortschritt zu dem früheren Telex war.

 

Die persönliche Kommunikation in Form von Live Konferenzen war ein unentbehrliches Element und somit waren Flüge zu Treffen und zu mehrtägigen Konferenzen eher die Regel als die Ausnahme. Wahnsinn was für revolutionäre Zeiten folgten und es liegen nur etwas mehr als 30 Jahre dazwischen.

Großartige Gastfreundschaft in Finnland

Üblicherweise waren Flüge und Hotels für mich gebucht und ich besuchte meine Kunden in ihren Büros oder es waren Konferenzräume in den Hotels reserviert worden. Nicht so in Finnland. Nicht so bei den zwei Top Managerinnen Elisa Göös und Riitta Vuorenmaa. Elisa bestand darauf mich am Flughafen abzuholen, was sehr unüblich war, aber ich freute mich sehr über ihre Gastfreundschaft und auf unser Wiedersehen. Anlässlich mehrerer Konferenzen waren wir uns bereits zuvor begegnet.

In Finnland ist die Sauna Pflicht

Wir fuhren in das Hotel, das für mich gebucht war, zum Einchecken. Ich war überzeugt, dass wir danach auf dem Weg ins Büro waren und dort Riitta treffen würden. Überraschung und Plan Änderung! Erst als Elisa vor dem Gartentor eines schönen Einfamilienhauses parkte, war klar, dass wir bei Riitta zu Hause angekommen waren. Riitta erwartete uns in einem Jogginganzug in den Logofarben ihres Unternehmens und hatte zwei weitere Jogginganzüge in der gleichen Farbe für uns bereitgelegt.

 

Doch zuerst ging es traditionell für uns drei in die Sauna. Das hätte ich mir nicht einmal träumen lassen mit meinen Kundinnen in der Sauna zu sitzen. Anschließend zogen wir alle die gleichen Jogginganzüge an und halfen in der Küche beim Zubereiten der Salate, die Riitta zum Abendessen vorgesehen hatte. Da standen wir in den gleichfarbigen Jogginganzügen wie Teletubbies in der Küche lachten und hatten großen Spaß.

 

Ich denke nicht, dass Riitta alle Geschäftspartner zu sich nach Hause eingeladen hatte. Ich war immer offen, gastfreundlich, wenn sie in Frankfurt waren habe mich um meine Kunden gekümmert, wie um Freunde. Das war für mich selbstverständlich. Riitta hatte mich richtig eingeschätzt, als weltoffene Frau, die ihre Gastfreundschaft gerne annimmt und sehr schätzt.  

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Was du ausstrahlst und gibst, bekommst du zurück.

Räucherhütte im Garten ist typisch Finnland

Als Riittas Mann von der Arbeit kam, folgten wir ihm in den Garten und bestaunten die Räucherhütte, in der er den Fisch für das Abendessen räucherte. Wir spielten mit den Kindern, kochten und deckten den Tisch wie eine Familie und aßen zusammen. Das Essen war köstlich, nie zuvor habe ich so einen feinen Räucherfisch genießen dürfen. Keine Spur von Business, nur gute Stimmung und Herzlichkeit. Nach dem Essen kuschelten wir uns auf das Sofa und schauten Hochzeitsfotos an.

 

Ich gestehe, dass ich diese herrlich entspannte Mentalität und Herzlichkeit nicht mit Finnland in Verbindung gebracht hätte. Niemand ist wohl frei von Vorurteilen. Mit diesem Akt großer Gastfreundschaft und dem Mut ein Business Meeting anders als üblich zu gestalten, haben Elisa, Riitta und ihre Familie sich für mich unvergesslich gemacht.

 

Am nächsten Tag haben wir unsere Agenda erfolgreich durchgearbeitet. Wir waren durch den gemeinsamen privaten Tag auch beruflich noch näher zusammen gerückt. Elisa hat mich vor meinem Rückflug noch durch die Lebensmittelgeschäfte von Helsinki geführt, da sie wusste wie gerne ich esse und koche.

 

Dort habe ich die berühmten Moltebeeren, gelbe Brombeeren aus Lappland gekostet. Und da sie sehr lecker waren, habe ich für die ganze Familie Marmeladen und den Lakka Likör gekauft. So betrat ich wie auf fast all meinen Geschäftsreisen, auch in Helsinki, die Business Class im Flugzeug im Kostüm, High Heels und mit Einkaufstüten voller Lebensmittel. Vor dem 11.09.2001 war das noch möglich.

Moltebeere aus Finnland und Lappland

Deutsch-Norwegische Freundschaft

Kinder sind einfach unglaublich. Mein Sohn wurde mit fünf Jahren in der internationalen Schule eingeschult. Es gab zwei Gründe, warum ich mich dafür entschieden hatte. Zum einen weil es eine tolle Schule ist und ich mir für ihn ein internationales Umfeld wünschte. Der zweite Grund ist pragmatischer Natur, denn es war eine Ganztagsschule und ich konnte arbeiten.

 

Er sprach kein Englisch und die ersten Tage brach es mir das Herz ihn weinend in der Schule zurückzulassen. Ich kannte diese Situation aus eigener Erfahrung und ich wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis er Freunde fand. So war es auch. Zunächst bildeten sie den „deutschen Stammtisch“, wie ich es nannte. Die Kinder, die deutsch sprachen, fanden sich schnell.

 

Nach ca. vier Wochen sagte Valerio, dass sein Freund Markus am nächsten Tag mit zu uns kommen würde. Ich freute mich riesig, denn die Woche zuvor war Lorenz aus Österreich schon bei uns gewesen. Als ich am nächsten Tag die Jungs von der Schule abholte, begrüßte ich Markus mit den Worten „Hallo Markus, ich bin Valerios Mama und freue mich, dass du heute zu uns kommst.“ Ich hatte ihn in deutscher Sprache angesprochen. Mein Sohn verdrehte die Augen und sagte…Mama, du musst mit Markus Englisch sprechen, er kommt aus Norwegen.

 

So erfuhr ich, dass Markus der Sohn eines Profi Fußballers war, der für Eintracht Frankfurt spielte. Da Valerio bereits seit seinem vierten Lebensjahr im Fußballverein spielte und Markus Fußball ebenfalls liebte, war es einfach die perfekte Freundschaft zwischen den beiden. Noch besser wurde es, als ich Markus Mama Marianne kennenlernte. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut.

 

Viele Wochenenden verbrachten wir gemeinsam mit den Kindern, weil unsere Männer beruflich eingespannt waren. Jan als Fußballer, Antonio als Gastronom. Ich kochte, weil Marianne es weder kann, noch mag. Ich fand es witzig wie sie dazu stand, sie ist einfach eine super coole Frau. Marianne  kümmerte sich um den Wein und ich um das Essen, wir tanzten mit den Kindern und hatten so richtig viel Spaß.

Abschied und Wiedersehen in Norwegen

Dann kam die traurige Nachricht. Nachdem der Papa von Markus in einem legendären Match im Frankfurter Stadion durch sein Tor die Eintracht zurück in die erste Liga geschossen hatte und wir live dabei sein durften und aus dem Jubeln nicht mehr raus kamen, verließen sie Frankfurt und kehrten zurück nach Norwegen. Der Abschied ist uns sehr schwer gefallen, doch schon wenige Wochen später besuchten wir sie in Oslo und die Wiedersehensfreude war riesig.

 

Was ich an den skandinavischen Ländern sehr liebe, insbesondere an Norwegen, ist das Understatement. Nichts wirkt protzig, alles wirkt schlicht und bodenständig. So auch das wunderschöne Haus. Marianne hat einen sehr schönen Einrichtungsstil, auch geprägt durch die Jahre, die sie gemeinsam in England verbracht hatten. Und ihre Küche war unglaublich toll, ich war begeistert!

 

Unser running gag, über den wir uns regelmäßig kaputt lachten war ein italienisches Sprichwort, das besagte „der liebe Gott hat jenen die besten Zähne gegeben, die ohnehin kein Fleisch essen“. „Was machst du mit so einer fantastischen Küche, wenn du doch nicht gerne kochst“, lachte ich. „Ich habe sie gekauft, damit du darin kochst,“ alberte sie zurück. Und ich habe gekocht, meine Lieben, und wie ich gekocht habe, ich habe ihre schöne Küche einweihen dürfen, welch Ehre.

Die Leckereien in Norwegen

Zuvor hatte ich bereits auf meinen zahlreichen Geschäftsreisen nach Oslo in Norwegen Rentierfilet probiert, den unglaublichen Lachs und auch das luftgetrocknete Rentierfilet, das an das italienische Bresaola erinnert und nicht so streng schmeckt, wie man es vermuten könnte. Den norwegischen Braunkäse habe ich jedoch zum ersten Mal bei unseren norwegischen Freunden probiert. Deshalb liebe ich es bei meinen ausländischen Freunden zu Hause zu sein. Man entdeckt immer etwas mehr, als bei Aufenthalten in Hotels.

 

Er schmeckt süß und hat eine ungewöhnliche Karamellfarbe. Mit dem Käseschneider hobelt man den Brunost, so heißt die norwegische Spezialität, in ganz feine Scheiben, um das Brot zu belegen. Markus aß diesen Käse mit Marmelade. Ich konnte den Geschmack nicht wirklich zuordnen. Nein, verliebt habe ich mich in Brunost nicht, aber ich fand es wie immer spannend Neues zu entdecken und mit Familie ihren Alltag zu leben.

 

In den norwegischen Supermärkten faszinierten mich hohe gekühlte Säulen, die mit Crevetten gefüllt waren. Mit einer Schippe entnahm man die gewünschte Menge und gab sie in eine Tüte. Die Fisch- und Krustentierpasteten waren unglaublich lecker und die begleitenden Saucen ebenfalls. Am wundervollsten finde ich die Natur in Norwegen. Die Landung auf Oslo ist ein atemberaubender Anblick auf alle Schattierungen von Grün und die Fjorde, die sich durch die Landschaft schlängeln.

 

Ein paar Schritte vom Haus entfernt waren wir bereits am Wasser, an einem winzig kleinen Strand und am kleinen, dunkelroten Bootshaus, wie man es von Bildern kennt. An diesem kleinen Strand haben die Kinder sogar Seesterne entdeckt, so klar ist das Wasser. Picknick Ausflüge mit dem Boot, der Anblick der Kinder in den orangefarbenen Schwimmwesten und mit ihren strahlenden Augen, das sind sehr schöne Erinnerungen.

Lebenslange Norwegen Connection

Valerio war fast bis zu seinem Abitur jedes Jahr in den Sommerferien in Norwegen. Zu seiner großen Abi Party sind auch Marianne und Markus aus Oslo angereist und wir haben mit unseren erwachsenen Söhnen getanzt. Vor zwei Jahren rief Marianne an und überraschte uns. Sie, Jan und Markus waren in Frankfurt! Was für eine Freude! Valerio hat uns einen schönen Tisch in einem Restaurant gebucht und wir haben Wiedersehen gefeiert.

 

Nicht immer gelingt es über so viele Jahre Freundschaften zu pflegen. Der Alltag holt einen ein, jeder ist mit seinem Leben beschäftigt und die Verbindung nimmt unmerklich ab. Aber ich finde das nicht schlimm. Es zählt nur, was man fühlt, wenn man sich wiedersieht. Wenn es sich anfühlt, als sei man nie getrennt gewesen, dann ist es wunderbar und echt.

Wenn es sich beim Wiedersehen anfühlt, als sei die Zeit stehen geblieben, als wäre man nie getrennt gewesen, dann ist es echte Freundschaft.

Meine Empfehlungen für einen Oslo Besuch:

Die berühmte Skischanze Holmenkollen darf bei einem Oslo Besuch nicht fehlen. Abgesehen davon, dass man von dieser Anhöhe einen atemberaubenden Ausblick auf Oslo hat.

Holmenkollen Oslo Norwegen

Oslo hat viele wunderschöne Parkanlagen. Der größte Park ist der Frogner Park. Ein Teil dieses Parks ist den Skulpturen des Künstlers und Bildhauers Gustav Vigeland (1869 – 1943) gewidmet, die er aus Bronze, Granit und Eisen erschaffen hat.  Mit dem 32 Hektar großen Vigeland Park hat Vigeland ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Der Besuch ist ein Erlebnis. Ich liebe diesen sehenswerten Park voller Skulpturen, eine schöner und imposanter, als die andere.

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Vigelland Park Oslo

Meine "Familie" in Spanien

José und Patricia, meine spanische Familie, liebe ich sehr. Nein, sie sind keine Blutsverwandten, aber mit Patricia und José wurde aus einer Urlaubsbekanntschaft eine meiner sehr innigen Beziehungen. Begegnet sind wir uns 2009 in der Dominikanischen Republik. Ich hatte diese Reise Antonio zum 50. Geburtstag geschenkt. 14 Tage Cayo Levantado, auf einer Insel, auf der sich nur unser Hotel befand.  

 

An der Strandbar kamen wir mit den beiden sofort ins Gespräch und es war wie Liebe auf den ersten Blick. Zum Glück sprachen wir spanisch, denn sonst hätten wir nicht kommunizieren können. Was hatten wir für einen Spaß mit Patricia und José. Wie Teenager haben wir uns benommen, gefeiert, nachts am Strand getanzt und jede Menge Cocktails geschlürft. Natürlich haben wir uns gegenseitig versprochen den Kontakt unbedingt aufrecht zu erhalten.

 

2011 haben sie uns in Deutschland besucht und wir haben Silvester zusammen gefeiert. Schon das Jahr darauf waren wir in Spanien. Auch sie haben einen Sohn, José Ramon ist ungefähr in Valerios Alter und Patricia war ebenfalls Unternehmerin. Über sehr viele Jahre hatte sie das führende Blumengeschäft am Ort. Kaum eine Hochzeit, Taufe oder runde Geburtstage ohne Patricias kunstvolle Blumenarrangements.

 

Klar kennt jeder das spanische Nationalgericht Paella. Aber habt ihr es jemals mit Spaniern gemeinsam zubereitet? Auf dem Herd in der Küche? Niemals! Eine Paella Pfanne gehört auf offenes Holzfeuer oder alternativ höchstens auf den Gas Dreifuß. Es darf nur ein besonderer Reis verwendet werden und das wichtigste ist der Fond, Fleisch- oder Fischfond, je nach Paella, denn es gibt nach den Regionen unterschiedliche Zubereitungsarten. Josés caldo de pescado, Fischfond, den er natürlich selbst kocht, ist unschlagbar.

 

Als Aperitivo gibt es meistens eine Cerveza, ein Bierchen oder einen Sherry. Es kann auch mal ein Cava, der spanische Schaumwein sein, den es auch in sehr hoher Qualität nach der klassischen methode champenoise gibt. Die lustigste Geschichte ist jedoch die Tradition mit den Trauben an Silvester um Mitternacht. José und Antonio waren einkaufen für Silvester und führten mit ihrem Einkauf zum Eklat.

Silvester-Tradition in Spanien

Als guter Gastgeber bat José Antonio die Trauben auszuwählen. Ob er es ihm nicht gut erklärt hatte wozu diese Trauben dienen oder ob er einfach geschwiegen hat, wissen wir bis heute nicht. Antonio hatte schöne große, helle Trauben gewählt. Als sie die Einkäufe auspackten sah ich in Patricias Gesicht und erkannte völlige Verstörung. „José, que pasa?“ Was ist los mit dir? Wie konntest du diese Trauben kaufen?

 

Antonio fand sie schön, also habe ich sie genommen, antwortete er. Die Tradition besagt, dass man an Silvester bei den letzten 10 Glockenschlägen vor Mitternacht, bei jedem Schlag eine Traube isst. Das bringt Glück für das neue Jahr. Wie soll man pro Sekunde so eine riesige Traube verschlingen? Wir wussten nicht, ob wir weinen oder lachen sollten. Antonio hatte es nicht richtig verstanden, José wollte höflich sein, Patricia und Josés Mutter waren außer sich und es wurde trotzdem ein wundervolles und natürlich unvergessliches Silvesterfest und jedes Jahr lachen wir über die viel zu großen Trauben.

 

Sie haben uns ein weiteres Mal in Deutschland besucht und wieder war es fantastisch. Wie es im Leben so ist, verliert man sich manchmal im Alltag und im Stress aus den Augen. Aber José und Patricia haben nie locker gelassen. Feiertage, Fußballspiele, EM und WM, nie fehlten ihre Anrufe. Wie bei uns, hat sich auch bei den beiden Vieles geändert. Patricia war erkrankt und sie hatte das Geschäft aufgegeben und vermietet, als der Sohn sein Studium abgeschlossen hatte.

Schicksalsschläge lassen zusammenrücken

2022 hatte ich mit Patricia ein langes Facetime Gespräch. Wir haben es nachgeholt uns über all die Jahre auszutauschen, in denen wir uns nicht gesehen hatten. Meine Mutter war 2018 verstorben, ihre 2020, unsere Söhne hatten das Studium beendet, es gab viel zu erzählen und es fühlte sich so schön vertraut an.

 

Sie beendete unser Gespräch mit der Frage: Warum kommst du nicht zu uns? Wann, fragte ich? Na jetzt! Ich dachte kurz nach. Ok, ich komme. Das Wiedersehen nach fast 11 Jahren war Gänsehaut pur. Wir hatten nicht wahrgenommen, wie sehr wir uns vermisst hatten. Erst als wir uns in den Armen lagen, spürten wir wie gut es tat wieder vereint zu sein. Auch letztes Jahr war ich zwei Wochen bei José und Patricia. Auch dort lebe ich ihren Alltag, ihre Gewohnheiten, ihre Traditionen und Esskultur einfach mit und fühle es als Bereicherung.

Mein Leben bei Patricia und José in Spanien

  • José geht sehr früh zur Arbeit, Patricia und ich schlafen aus. Wenn wir wach sind fahren wir ins Café zum Frühstücken. Jeder Tag ist exakt gleich. Wir bestellen Caffé con leche, einen Milchkaffee und eine tostada con tomate, ein geröstetes Brot welches mit geriebenen Tomaten bestrichen ist. Darauf geben wir ein paar Tropfen Olivenöl und etwas Salz. Dieses Frühstück kostet € 2,80.
  • Wen wundert es, dass das Caffé jeden Tag voll ist mit Rentnern. Das können sie sich leisten und sie treffen sich täglich. Sollte mal jemand fehlen, fällt es sofort auf. Das ist das soziale Netzwerk der Menschen und ich liebe es. So treffen wir jeden Morgen Josés Mutter Josefa und ihre Freundinnen an einer langen Tafel sitzend.
Frühstück-in-Spanien-Cafe-con-leche
Josefa, Josés Mutter, Patricia und ich - jeden Morgen im La Hormiga zum Frühstück
Café con leche und tostada con tomate
  • Nach dem Frühstück gehen wir nach Hause und packen unsere Taschen für den Strand. Patricia und ich sind richtige Sonnenanbeterinnen und sie kennt Strände an denen auch im August zur Hochsaison fast niemand ist. Bevor wir danach nach Hause zum Mittagessen fahren, trinken wir meistens noch eine Cervezita, ein kleines Bierchen und naschen ein paar Oliven.
  • José ist der Koch zu Hause. Meistens ist er schon da, wenn wir gegen 14.30 Uhr nach Hause kommen. Während er das Essen zubereitet springen wir in den Pool und decken anschließend den Tisch. Wir essen im Schatten auf der Terrasse, räumen gemeinsam ab. Dann ist Siesta Zeit. José und Patricia ziehen sich zur Mittagsruhe ins Schlafzimmer zurück und ich habe meinen wundervollen Platz im Garten. Eines Tages klingelte zur Siesta Zeit Patricias Handy. Wir waren noch am Küche aufräumen. Nimm ruhig ab, sagte ich. Hermina, was ist los mit der Menschheit? Es ist Siesta Zeit, das ist eine spanische Tradition und da ruft man niemand an! Die Menschen haben ihre eigene Kultur verloren. Sie meinte es ernst und ich musste trotzdem Tränen lachen. Noch so ein bleibender running gag!
  • Patricia hat mit mir eine Tortilla zubereitet und ich habe gelernt, dass sie aus rohen Kartoffeln zubereitet wird. Die fantastischen Boquerones, Sardellen in Essig sauer eingelegt, dürfen bei Tapas nie fehlen. Und der luftgetrocknete Thunfisch, Mojama genannt und die getrockneten Fisch-Rogen, die auch in Italien als Bottarga sehr geschätzt werden, sind hochpreisige Delikatessen.
  • Nach der Siesta packen wir gegen 18.00 Uhr unsere Taschen und fahren zu dritt an den Strand. Manchmal nehmen wir das Abendessen und Getränke mit, häufig eine Bluetooth Box, die ich den beiden geschenkt habe, um Musik zu hören und wir bleiben bis spät in die Nacht und springen in der Dunkelheit noch ins Meer. Ich liebe dieses Leben, meine spanische Familie und den Sommer.

Königin der spanischen Küche

Ich bin der Meinung, dass ich eine Spezialität entweder richtig esse oder gar nicht. Klar, wenn man das Original nie gekostet hat, fällt es einem in der Regel nicht schwer sich zufrieden zu geben oder gar zu mögen. Alles im Leben ist nun einmal relativ. Ich fand den einfachen Kuhmilch Mozzarella lecker, bis ich in der Nähe von Neapel den original Büffelmozzarella probiert habe. Und Paella hat mich nur bedingt begeistert, bis ich jene von José probiert habe und sogar mitzubereitet habe.

 

Nie würde ich jetzt auf die Idee kommen zu versuchen sie anders zuzubereiten und sie Paella zu nennen, denn ich wäre nur enttäuscht. Ich hebe mir diesen Genuss einfach für Spanien auf, denn ich muss nicht immer alles hier haben und essen. Lassen wir das Gute auch mal dort, wo es hingehört und freuen uns einfach darauf.

 

Die Paella auf den Fotos haben wir für ein Fest mit über vierzig Freunden zubereitet. Dazu gab es eine Live Band mit Flamenco Musik, Sonnenschein, Lachen, tanzende Menschen, Großzügigkeit, Gastfreundschaft, Lebensfreude, beim Schreiben laufen mir fast die Tränen bei den Gedanken an diese wundervolle Erlebnis.

Original Paella aus Spanien-Hermina-Tomatensauce-Zubereitung
Paella über dem Holzfeuer zubereitet
Hermina-tomatensauce-in Spanien-Paella-Zubereitung
Paella-in-Spanien-für-ein-Fest-zubereitet

Wie du ein Land, seine Kultur und Esskultur am besten kennenlernst:

 

  1. Wenn du internationale Freunde hast, besuche sie, wenn sie dich einladen. Auch wenn du die Landessprache nicht kennst, weil ihr möglicherweise auf Englisch kommuniziert, nehme die Einladung an, beraube dich nicht selbst der schönen Erfahrung.
  2. Ein Lächeln und einen freundlichen Blick versteht man auf der ganzen Welt. Ein kleines Gastgeschenk aus deiner Heimat ist eine schöne Form der Wertschätzung und ein guter Start für die Kommunikation mit den Angehörigen, selbst wenn diese mit Händen und Füßen stattfindet. Informiere dich, bevor du ein Geschenk auswählst, ob es zur Landeskultur passt.
  3. Lerne die einfachen Begriffe wie guten Tag, guten Morgen, gute Nacht und vor allem Danke in der Landessprache.
  4. Mach dich im Haushalt nützlich. Benehme dich als seist du bereits ein Teil der Familie. Helfe beim Tisch decken, abräumen, mach dein Bett, frage nach Reinigungsmitteln und hinterlasse das Bad immer sauber, denn du befindest dich nicht in einem Hotel. So zeigst du deine Wertschätzung dafür, dass dich jemand in seinen privaten Räumlichkeiten willkommen heißt.
  5. Biete beim Kochen deine Hilfe an, zeige Interesse für die Esskultur und lerne wie landestypische Spezialitäten zubereitet werden. Frag, ob du zum Einkauf begleiten darfst. Das freut die Menschen in der Regel und du entdeckst auf Märkten und in Geschäften Lebensmittel, die du möglicherweise noch nicht kennst.
  6. Lass es deine Gastgeber nicht spüren, dass du möglicherweise luxuriöser oder besser ausgestattet lebst, vergleiche nicht alles mit deinem Leben und vor allem belehre sie bitte nicht. Lebe ihren Lebensstil und Alltag selbstverständlich mit.
  7. Bitte rede nicht ständig nur von deiner Kultur. Dränge niemals deins auf, sondern nehme das Fremde an. Du bist in einem anderen Land, lege den Fokus darauf und sei bereit Neues zu lernen.
  8. Erkläre deinen Gastgebern nicht ihr Land und erwarte nicht, dass sie deine Reiseführer sind. Überlasse es ihnen, dass sie dir zeigen, was sie möchten. Sei für deine Gastgeber eine Bereicherung und keine Belastung.

Ich wünsche jedem vom euch traumhaft schöne, unvergessliche Erlebnisse mit wundervollen Menschen auf der ganzen Welt.

Ganz großes Dankeschön!

Dieses war der letzte Teil meines Kapitels „Die Entdeckung“. Aus diesem Auszug meines Lebens und den damit verbundenen Erlebnissen, haben sich viele weitere Puzzleteile entwickelt, für die ich sehr dankbar bin. Ich denke, wir sind immer die Summe unserer Erfahrungen und Erlebnisse und dem, was wir daraus machen und ich bin sehr froh, so viele wunderbare Gelegenheiten und Chancen bekommen zu haben und den Mut hatte sie zu ergreifen.

 

Das nächste Kapitel, „Die Entwicklung“, schreibe ich gerade. Danke von Herzen, dass ihr mir und meinen Geschichten Zeit widmet.

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