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Es ist kurz vor 60!

Hermina Tomatensauce wird 60

Es sind nur noch zwei Monate bis zu meinem 60. Geburtstag. Ich frage mich nicht, wo die Jahre hin sind, denn ich weiß es. Ich habe immer intensiv gelebt. Jeden Tag wollte ich gut leben, nicht nur im Urlaub oder an Wochenenden. Die meiste Zeit ist es mir sogar gelungen glücklich und zufrieden zu sein. Und dazwischen gab es, wie wohl in jedem Leben, schwierige Situationen und Verluste bis hin zu Momenten, in denen ich das Gefühl hatte, das mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

 

Was soll ich sagen? Hier bin ich! Ich werde 60 und ich fühle ein inneres Kribbeln und freue mich auf die Überraschungen, die das Leben noch für mich bereithalten könnte. Wenn ich auf meine runden Geburtstage der letzten Dekaden zurückblicke, hatte ich immer Ziele, die ich bis dahin erreicht haben wollte. Heute ist mein Wunsch gesund und glücklich zu sein, dass es meinen Liebsten und am liebsten allen Menschen auf dieser Welt gut geht, dass überall Frieden herrscht und niemand in Armut lebt und hungern muss.

 

Ja, ich habe noch Ziele und ich habe viel vor. Aber ich habe Zeit und keine Angst sie nicht erreichen zu können. Ich werde sie erreichen, aber in meinem Tempo, so wie es passt und wie es mir gefällt. Früher habe ich mir viel mehr Druck gemacht. Egal was war, meine runden Geburtstage habe ich immer großartig, fröhlich und auch ein bisschen wild gefeiert. Diese Tradition werde ich auf jeden Fall fortsetzen.

 

Und jetzt teile ich einen ehrlichen Rückblick über mein bisheriges Leben mit euch und meine runden Geburtstage in der Vergangenheit.

20. Geburtstag und große Pläne

An meinen zwanzigsten Geburtstag erinnere ich mich nur noch vage. Nun, ich war in Antonio verliebt, hatte schon ein paar schöne Auslandsreisen innerhalb Europas  gemacht, war aber noch nie geflogen. Ich hatte mehrere Sprachen gelernt, stand im letzten Schuljahr vor dem Abitur und wusste, dass ich anschließend etwas mit Linguistik oder Romanistik studieren würde.

 

Nach dem Abitur hat mir Antonio den ersten Heiratsantrag gemacht. Ich war überwältigt, aber auch sehr erschrocken. Die Worte, die meine Eltern mir eingehämmert hatten zeigten ihre Wirkung. Nur Bildung bringt dich weiter, du musst lernen und studieren, um immer unabhängig zu sein. Du kannst alles erreichen, was du möchtest, wenn du lernst. Nie wurden sie müde, diese Worte zu wiederholen.

Ich entschied zuerst zu studieren und es war die richtige Entscheidung.  

30. Geburtstag : Wow! Mein Leben ist toll!

Zum 30. wollte ich mitten in einer großartigen internationalen Karriere stehen und in einer glücklichen Partnerschaft mit Antonio sein. Wir waren glücklich verheiratet und meine Karriere in der Direktmarketing Agentur Wunderman Worldwide hatte sich prächtig entwickelt. Mit 27 Jahren war ich innerhalb von anderthalb Jahren dreimal befördert worden und durfte mich Account Director International Direct Marketing nennen.

 

Ich liebte meine Arbeit und wollte sie noch ein paar Jahre auskosten bevor ich mit meinem Mann eine Familie gründen würde. Kinder wollte ich auf jeden Fall, aber zuerst stand ein Saab Cabrio auf meiner Wunschliste und ein paar tolle Fernreisen. Tja, es kam dann ganz anders. Mit 29 Jahren war ich bereits Mutter. Kurz nach dem Schwangerschaftstest war ich geschockt. Kurz nach dem ersten Ultraschallbild habe ich geweint vor Freude.

 

Heute bin ich sehr froh so früh Mutter geworden zu sein, denn ich bin mir nicht sicher, ob oder wann ich den Absprung geschafft hätte.  Mit meinem fast einjährigen Sohn, meiner Familie und 80 Freunden habe ich meinen 30. Geburtstag mit einer großen Party gefeiert. Das Leben war toll! Ich hatte einen tollen Mann, ein Kind, eine Familie, wunderbare Freunde und einen tollen Job, den ich bald wieder antreten würde.

Schlechte Zeiten für Karriere mit Baby

Die Rückkehr in meinen Job gestaltete sich hingegen schwierig. Widersprüchlich trifft es besser. Komm so schnell wie möglich zurück, sonst springt uns der Kunde ab, tönte es von der einen Seite. Von der anderen gab es neuerdings einen Controller, der befand, dass Home Office nur etwas für Texter sei, auf keinen Fall für die internationale Kundenbetreuung in unserer Agentur.

Und Part-time Jobs seien auch nicht erwünscht, zumindest nicht in meiner Führungsposition, aber zur Not würde er es akzeptieren. Natürlich konnte ich mit Baby nicht mehr so viele Geschäftsreisen unternehmen, wie zuvor. Aber man stellte sich vor, dass ich den gleichen Job, den ich früher in Vollzeit mit unzähligen Überstunden erledigt hatte, jetzt mit einer Part-time Stelle erledigen könnte.  Wir fanden keine vernünftige Einigung und der Kunde wechselte Agentur.  

In 30 Jahren hat sich zu wenig geändert

Mit Entsetzen und Bedauern stelle ich heute fest, dass sich 30 Jahre später immer noch nicht genug geändert hat im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Hat meine Generation zu wenig für die nachfolgende gekämpft? Gekämpft habe ich damals auch gegen die ungerechtfertigten gesellschaftlichen Vorurteile denen ich als freiwillig arbeitende Mutter begegnete.

 

Es waren eher Frauen, Nachbarinnen, weibliche Gäste im Restaurant meines Mannes, die mich vorwurfsvoll fragten, warum ich mir ein Kind gewünscht hätte, wenn ich doch lieber arbeiten gehen wollte? Ob es nicht besser sei, mich um mein Kind zu kümmern? Mein Mann würde doch ein erfolgreiches Geschäft betreiben, ich hätte es doch gar nicht nötig arbeiten zu gehen….Das war 1994, nicht 1950.

 

Während mich zunächst mein schlechtes Gewissen angesichts dieser Konfrontationen plagte, schlich sich im Schneckentempo die Frage ein, warum eben diese gut verheirateten Damen zwei Aupair-Mädchen für zwei Kinder beschäftigten, obwohl sie nicht arbeiten gingen? Wie weit wir wohl wären, wenn wir Frauen wirklich zusammenhalten würden? Auch daran hat sich nicht genug geändert aus meiner Sicht.

Erwartete ich zu viel vom Leben?

Mein Mann war erfolgreicher Gastronom eines gehobenen italienischen Restaurants. Das Gute daran war, dass er morgens meistens erst um 10.00 Uhr zur Arbeit musste, nachmittags nach Hause kam, aber meistens schlief, um 18 Uhr wieder ins Restaurant ging, um irgendwann in der Nacht nach Hause zu kommen. Ich arbeitete als freie Mitarbeiterin in einem Verlag und für verschiedene durchaus spannende Projekte, bis ich mir endlich einen Ganztagskindergartenplatz für Valerio erkämpft hatte.

 

Wie sollte es weitergehen, wenn Valerio in die Schule kommen würde? Von vielen Müttern wusste ich, dass die Kinder zum Teil um 12.00 Uhr wieder nach Hause kamen. Wie und wo sollte man so wenige Stunden arbeiten? Ich hatte ohnehin schon seit Valerios Geburt mit der internationalen Schule vor Ort geliebäugelt. Kinder aus 56 Nationen lernten zusammen. Das begeisterte mich.

 

Ich schlug Antonio vor, Valerio in der internationalen Schule einzuschulen. Die Schulgebühren waren sehr hoch, aber nicht so hoch, als dass ich sie nicht verdienen konnte. Selbst wenn mein Gehalt nur für die Schule ausgereicht hätte, was nicht der Fall war, hätte ich mich dafür entschieden. Ich hatte nicht umsonst studiert und ich habe vor Valerios Geburt erlebt, wie toll sich beruflicher Erfolg anfühlt. Das wollte ich wieder haben. Warum musste man sich dafür rechtfertigen?

Es ist wie es ist und es kommt wie es kommt

Nachdem Valerio in die Ganztagsschule eingeschult worden war, kam ich sehr schnell wieder in eine Führungsposition und zwar als einzige Frau in der Geschäftsleitung. Valerio hatte sich in der Schule gut eingelebt und sprach nach nur drei Wochen Englisch. Seine Betreuung lief zum Glück ganz gut, Antonio und Mama teilten sie sich auf und ich versuchte so pünktlich wie möglich nach der Arbeit nach Hause zu kommen oder direkt zum Fußballplatz zu fahren, wo Valerio seit seinem 4. Lebensjahr trainierte.

 

Meine Arbeit verlief erfolgreich, wie ich es mir gewünscht hatte. Antonios Restaurant war immer ausgebucht und  Valerio war happy in der Schule…..nur unsere Ehe litt… Wir hatten überhaupt keine Zeit füreinander. Sonntags gingen wir immer zusammen essen und versuchten nachzuholen, was unter der Woche auf der Strecke blieb.

Verrückte Zeit. Amore no. Amore siiiiii!

Die Trennung schien unvermeidlich. Eine Italo-kroatische Trennung ist sehr speziell. Zuerst lieferte mein Mann Macho Gehabe wie „mach doch was du willst“. Das habe ich dann getan. Als der Möbelwagen vorfuhr, war er überrascht, als hätte ich nie etwas von Trennung gesagt. Zunächst war er trotzig. Dann hat er wie ein Löwe um mich gekämpft, was immer mit großer Leidenschaft verbunden ist. 

 

Und an Weihnachten verliebten wir uns wieder neu, wahrscheinlicher ist jedoch, dass wir uns immer geliebt haben und mit der Organisation unseres Lebens und unserer Wünsche überfordert waren. Ich denke wir waren diesbezüglich kein Einzelfall.

 

Nach einem dreiviertel Jahr Dating zogen wir pünktlich zu meinem 40. Geburtstag zur großen Freude unseres Sohnes wieder zusammen und versprachen uns gegenseitig aus unseren Fehlern zu lernen und mehr aufeinander einzugehen. Während der Trennungsphase hatte ich mich selbständig gemacht mit einer Marketing- und PR Agentur. Mein erster Kunde war die exklusive französische Blusen Brand Anne Fontaine Paris. Es folgten weitere spannende, internationale Projekte.

 

Antonio hatte während unserer Trennung neben seinem gehobenen Restaurant eine Pizzeria eröffnet. Die würde nicht mehr seine permanente Anwesenheit erfordern und langfristig hätte er mehr Zeit für die Familie. Es sah aus, als hätten wir die Weichen besser gestellt.

40. Geburtstag- das Leben ist wieder schön

Was will man mehr, dachte ich an meinem 40. Geburtstag? Alles ist wundervoll! Wir sind alle gesund, Antonio und ich sind wieder frisch verliebt, unser Sohn ist unser größter Schatz und die Geschäfte laufen gut. Natürlich habe ich eine große Party gefeiert, aber fröhliche Feste mit Familie und Freunden waren ohnehin immer ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens.

 

Antonio war fleißig dabei alles für meine Geburtstagsparty zu organisieren und ich ließ ihn machen. Ein Punkt war mir jedoch wichtig. Bei Kroaten darf eine Geburtstagstorte auf keinen Fall fehlen. Kein Kuchen oder Dessert, es muss schon eine richtige Torte sein. Mama hat für uns immer köstliche Torten gebacken, aber eine würde für so viele Gäste nicht reichen. Ich erinnerte Toni daran, die Torte nicht zu vergessen. „Wozu brauchst du am 40. Geburtstag eine Torte? Das ist doch kein Kindergeburtstag,“ meinte er dazu.

Eine Torte zum 40. Geburtstag

Ich spürte die Wut in mir aufsteigen. Warum musste er mir die Vorfreude verderben? Er kannte mich seit meinem 18. Lebensjahr und es hatte nie eine Torte gefehlt. Meine liebe Freundin Christina verstand mich. Diplomatisch wie sie ist, sagte sie, ich solle mich doch einfach freuen, dass wir wieder so glücklich miteinander seien und er die Party für mich organisierte.

 

Antonio hatte sich selbst übertroffen. Am Tag der Party war der große Garten seines Lokals für unsere geschlossene Gesellschaft wunderschön und sehr romantisch dekoriert. Christina hatte mir eine Torte gekauft und meine Mutter hatte eine gebacken und beim Anblick des Ambientes und bei der Begrüßung der Gäste war ich ohnehin überglücklich.

 

Und dann kam der Moment als das Dessert und die Torten serviert wurden. Ich sollte nach vorne kommen, um die Torten anzuschneiden. Plötzlich kam Toni lachend um die Ecke mit einer vierstöckigen Torte, die wie eine Hochzeitstorte aussah, mit Auguri Hermina Aufschrift und über und über mit Marzipanrosen dekoriert. „Hast du wirklich geglaubt du würdest keine Torte bekommen?, fragte er mich…so war er. Zuerst ein bisschen sticheln und provozieren, um dann aufzutrumpfen, das war typisch für ihn.

 

Ich habe die halbe Nacht voller Glücksgefühle und Dankbarkeit zu Musik der Live Band gesungen und getanzt!

Fordernde Zeit und die Geburt von Salsa Paradiso

Die nächste Dekade war zum einen gezeichnet von finanziellen Krisen. Antonio und sein Bruder hatten mittlerweile drei Lokale und hatten sich übernommen. Es ist leicht als Außenstehender Vorwürfe zu machen. Aber wenn man etwas mit richtig großer Leidenschaft macht und damit Erfolg hat, dann möchte man mehr und weiter und man läuft leicht Gefahr, dass aus Mut Übermut wird.

 

Beide hatten ein unfassbares Know-How in Bezug auf Produkte, Rezepte, Weine, Spirituosen, Carmelo hatte die internationale Koch-Olympiade gewonnen, Kunden auf höchstem Niveau und Prominente liebten Antonio, sie waren wirklich Top Gastronomen, die sich im gesamten Rhein-Main –Gebiet einen Namen gemacht hatten. Aber ich stellte fest, dass sie keine überzeugenden Unternehmer waren. Zu verliebt in alles was sie taten, aber zu wenig Kostenbewusstsein. Es ist ja auch ein sehr schmaler Grat.

 

Diese angespannte Zeit führten zu täglichen Streitigkeiten zwischen den Brüdern und Geschäftspartnern, diese wiederum zur geschäftlichen Trennung und diese zu hohen Zahlungen an den scheidenden Bruder. Neben der Tätigkeit für meine Agentur unterstützte ich meinen Mann in diesem komplexen Prozess. Wir verkauften eines der Lokale und ich entwickelte einen Sanierungsplan.

 

Um schneller die Schulden zurückzahlen zu können, entschied ich einen Cateringservice ins Leben zu rufen. Antonio hielt mich zunächst für verrückt und versuchte mich davon abzubringen. Aber ich war 100% überzeugt, dass das die Lösung war. Was mit der Anlieferung von italienischen Antipasti begann, entwickelte sich zu großen Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen, darunter auch auf der Fashion Week in Berlin. Learning-by-doing, einfach anfangen und machen, war schon immer mein Motto gewesen.

Endlich wieder Zeit für eigene Projekte

Nach ein paar Jahren waren wir dank Catering finanziell saniert und ich konnte mir wieder Gedanken über meine eigenen beruflichen Ziele machen. Meine Lieben, das war der Moment in dem ich mit knapp fünfzig Jahren die Idee für Salsa Paradiso entwickelt habe. Die Zeit war reif für ein neues Projekt. Für mein eigenes Projekt.

 

Wovor sollte ich nach den vielen beruflichen Abenteuern von Marketing über PR in Führungsposition, der Begleitung meines Mannes seit seinen ersten Schritten in der gehobenen Gastronomie, der Sanierung der Restaurants, der Ausbezahlung meines Schwagers und der Gründung und Leitung des Caterings noch Angst haben? Was sollte schief gehen?

 

Los ging es! Schon wenige Monate nachdem ich die Idee hatte, räumte ich voller Zuversicht mein großes Regal aus einem schwedischen Möbelhaus im EDEKA Markt in Oberursel ein. Nächstes Ziel: ein Kochbuch muss her! Zu meinem 50. Geburtstag schenkte ich mir die Veröffentlichung eines Kochbuchs. Verrückt nach Tomatensauce ist wenige Wochen nach meinem 50. Geburtstag im Verlag Edition Fackelträger erschienen.

Das war ein herausforderndes Jahrzehnt!

So war mein Leben nicht geplant gewesen, aber was soll’s. Wenn in der Familie etwas ansteht, muss es gemacht werden und basta! Ich hatte im Turbo Modus gearbeitet, hatte das Kochbuch und die zentrale Listung bei EDEKA Südwest erzielt, einen Catering Service etabliert, Restaurants saniert und internationale Kunden meiner Agentur betreut. Natürlich war ich noch Mutter, Ehefrau, Tochter, Schwester und versuchte für alle da zu sein.

 

Valerio saß als Kind manchmal bis abends bei mir im Büro, was mir schlechtes Gewissen bereitete, aber es hat sich nicht vermeiden lassen. An seinem 16. Geburtstag unterhielten wir uns auch über seine Kindheit und an was er sich alles erinnerte. Ich fragte ihn, wie es für ihn war eine Mutter zu haben, die so viel arbeitet. Mama, ich bin ganz schön stolz auf dich, war seine Antwort. Das war ein unvergesslicher Moment.

 

Valerio studierte in Barcelona und mit Antonio haben wir entschieden nach seinem Abitur ein weiteres Lokal abzugeben. Nur noch ein Lokal, das Catering und meine Tomatensaucen war ausreichend und immer noch genug Arbeit. Klingt vernünftig, oder? Zuversichtlich und zufrieden startete ich in meine 50er, natürlich mit einer tollen Party, was sonst?

Und plötzlich steht das Leben Kopf

Rückblickend auf die letzten 10 Jahre weiß ich eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll. Was für ein großer Umbruch! Dagegen waren meine fünfzig Jahre leicht wie ein Schmetterlingsflug. Ende 2014, auf meinem persönlichen Höhepunkt mit Salsa Paradiso, der zentralen Listung und meinem Kochbuch wurde Antonio ein Restaurant angeboten und ich spürte, dass er zappelte. Wir wollten kein weiteres Lokal. Das war eigentlich unsere Abmachung.

 

Er hatte mit dem Steuerberater gesprochen, wie toll die Lage sei, wieder am Marktplatz, wo seinerzeit alles begonnen hatte….er verfiel ins Schwärmen und Träumen und riss den Steuerberater mit. Und plötzlich stand die Idee im Raum ich solle es eröffnen und meinen Bekanntheitsgrad nutzen. Ich ein Restaurant? Nein, auf keinen Fall!

 

„Es könnte ein Showroom sein für deine Tomatensaucen und dein Kochbuch und wir könnten viele Gerichte mit Salsa Paradiso anbieten, die Leute könnten deine Saucen direkt probieren,“ erzählten mir Antonio und der Steuerberater. Naja, unattraktiv klang das nicht….hatte schon Charme, der Gedanke….Und dann bin ich doch eingeknickt.

Höre auf deinen Bauch. Immer!

Noch während der aufwendigen Renovierungsarbeiten habe ich es bereut. Welcher Teufel hatte mich da nur geritten? Um ein Restaurant so zu führen, wie ich es für richtig halte, verzichtet man auf Privatleben. Es bleibt für nichts Zeit. Ich bestand nur noch aus Gedanken um das Restaurant.

 

Rezeptentwicklung, Speisekartenentwicklung, Kalkulation, Personal finden und führen, unzählige Hochzeiten, Taufen und runde Geburtstage organisieren, es gibt kein Ende als Restaurantinhaber und einen Feierabend gibt es auch nicht. Ich hätte es wissen müssen, aber vielleicht hatte ich es verdrängt.

 

Dieser unbeschreibliche Stress führte zu täglichen Streitereien mit Antonio. Es gab kaum einen Punkt in dem wir uns einig waren. Ich wollte eine kreative moderne Küche, er wollte Klassiker anbieten, die ich nicht zeitgemäß fand. Was habe ich daraus gelernt? Wenn dein Gefühl dir sagt, dass es nicht gut für dich ist, dann lass es sein!

 

Eigentlich hatte sich mein ganzes Inneres gegen diese Restaurant-Idee gewehrt. Das gebe ich euch mit auf den Weg. Hört immer gut in euch hinein. Wenn sich innerer Widerstand meldet, lasst es sein.

Mein Leben aus dem Ruder

Unsere Meinungsverschiedenheiten wurden bedeutungslos als wenige Monate nach der Eröffnung meine Mutter erkrankte. Diagnose Krebs. Stadium 4. Unheilbar. Meine Welt ist zusammengebrochen und doch wollte ich trotz großem Stress für sie da sein, für Papa, für die Familie. Es war eine sehr schmerzhafte Zeit.

 

Die zentrale Listung bei EDEKA, auf die ich so hingearbeitet hatte,  lief nicht wie gewünscht. Ich hätte sehr hohe Investitionen in Werbung benötigt und mit dem Einkäufer kam ich seit dem ersten Tag der Zusammenarbeit nicht klar. Zuvor hatte ich mit den selbständigen Unternehmern, Inhabern von mehreren EDEKA Märkten gearbeitet. Das war konstruktiv und positiv. Sie gaben mir eine echte Chance und ich habe sie genutzt. Die Absatzzahlen begeisterten alle. Nur den Einkäufer nicht.

 

Das einzig Positive in dieser Zeit war, dass das Restaurant sehr gut lief und Valerio sein Studium erfolgreich beendete. Meine Fassade funktionierte hervorragend. Innerlich fühlte ich mich von Tag zu Tag leerer. So leer, dass ich dringend ein paar Tage raus musste.

 

 

In Paris fiel die Entscheidung

Ich reiste alleine nach Paris und besuchte drei Tage lang Museen. Es war eine Wohltat. Ich beruhigte mich bei Kilometerlangen Spaziergängen durch diese wundervolle Stadt, fand ich den nötigen Abstand und Zeit zum Nachdenken. Auf der Heimreise wusste ich was zu tun ist.

 

Ich reichte nach meiner Rückkehr die Scheidung ein und das Restaurant verkaufte ich drei Monate später. Ich wusste nicht wie es weitergehen sollte, aber ich war mir sicher, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich musste die Notbremse ziehen.

Die Zugfahrt des Lebens

Wenige Tage vor unserer Silberhochzeit wurden wir geschieden. Nur drei Jahre zuvor hatten wir darüber nachgedacht, wie wir diesen besonderen Tag feiern würden. Nach dem Scheidungstermin sind wir essen gegangen und mussten über uns und unser gemeinsames Leben lachen. 35 Jahre waren wir ein Paar. Die Anspannung der letzten zwei Jahre war verflogen. Ich wusste, dass wir uns immer lieben würden, aber genauso wusste ich, dass ich nicht mehr mit ihm in einer Beziehung leben wollte.  Das war etwas womit ich nie gerechnete hätte. Ich hatte geglaubt, dass die Liebe allein dafür sorgt eine gute Beziehung zu führen. Was für ein Trugschluss!. Wir hatten uns in zu vielen Punkten auseinander entwickelt.

 

Wenige Monate später, im März 2018, ist Mama verstorben. Sie hatte zweieinhalb Jahre gekämpft und wir hatten noch sehr viele schöne Momente. Zu zweit waren wir ans Meer gefahren, ich habe den letzten Sommer mit meinen Eltern in Zagreb verbracht und jede Minute genossen. Nach ihrem Tod bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Obwohl Antonio immer als Freund an meiner Seite war, auch in dieser schweren Situation, war nichts wie zuvor. Ich war geschieden, hatte keinen Ehemann, keine Mama mehr und Valerio war im Ausland.

 

Zu jener Zeit begann ich die Bezeichnung Powerfrau, die mir sehr häufig zuteil wurde, zu hassen. Ich wollte keine Powerfrau mehr sein und zerrissen auf unzähligen Baustellen des Lebens als Multitasking Wunder agieren. Ja, es gab damals viele wütende und traurige Momente.

Manche steigen aus, andere steigen ein

Aber ich habe Freunde. Einige sind in dieser schweren Zeit plötzlich verschwunden, andere standen wie der Fels in der Brandung neben mir, neue sind dazugekommen, mit denen ich gar nicht gerechnet hätte. Eine Freundin schickte mir mal ein Gedicht oder eine Erzählung in der das Leben mit einer Zugfahrt verglichen wurde. Manche Menschen fahren ein Leben lang mit, andere steigen an verschiedenen Stationen aus und es kommen immer wieder neue dazu.

 

In dieser Zeit kam Anthony in unsere Familie. Er ist Valerios bester Freund, ich kenne ihn seit seiner Kindheit. Er hatte im Alter von nur 18 Jahren zuerst seine Mutter verloren und im gleichen Jahr seinen Vater. Er hat keine Familie mehr. Wir haben ihn in unsere Familie aufgenommen. Ein neuer sehr liebenswerter „Fahrgast“ ist dazu gestiegen und als neues Familienmitglied, als zweiter Sohn,  geblieben.

 

Ruza war Gast bei mir im Restaurant. Sie ist ebenfalls Kroatin. Auch sie gehört zu den neuen Menschen in meinem Leben. Eine Frau, die ich nur aus dem Restaurant kannte, rief mich regelmäßig an, um mich zu fragen wie es mir geht. Auch sie ist geblieben. Und Martina war auch relativ neu. Ich kannte sie vom Sehen in Oberursel und über das Restaurant sind wir uns nahe gekommen. Sie rückte sehr nah an mich heran und tat mir einfach gut. Das war sehr schön und irgendwie besonders.

Addio EDEKA Zentrale

Ich bin bei der EDEKA Zentrale rausgegangen, denn ich hatte keine Kraft und keine Lust mehr gegen Windmühlen zu kämpfen. Das Aufgeben war ein schwerer, aber konsequenter Schritt. Stattdessen habe ich einen Job als Public Relations Manager in Festanstellung angenommen. Das war ein Glücksfall und für mich die beste Therapie. Ich wurde für nur drei Tage die Woche eingestellt und war zunächst enttäuscht darüber. Gerne hätte ich Vollzeit gearbeitet. Aber wie es sich später herausstellte, hat alles so sollen sein, meine Lieben.

 

Wenige Monate später sprach ich mit der lieben Martina. Sie fragte mich, warum ich Salsa Paradiso nicht weitermache. „Ich habe alles versucht, es hat keinen Sinn mehr,“ antwortete ich resigniert. Erstaunlicherweise spürte ich in diesem Moment plötzlich Herzklopfen. Mir wurde klar, wie sehr ich meine Tomatensaucen immer noch liebte. Ich erinnerte mich an meine Kunden und ihre Begeisterung für Salsa Paradiso. Ich musste einen direkten Weg zu ihnen finden, ohne lästigen Einkäufer.

 

Es gab nur eine Möglichkeit: ein Online Shop. Ich hatte zwar überhaupt keine Ahnung von e-commerce, aber dafür von Marketing und PR. Ich könnte einen letzten Versuch wagen….Martina jubelte, unterstützte und motivierte mich. Ihr haben wir zu verdanken, dass ich es doch nochmals gewagt habe. Plötzlich war ich wieder Feuer und Flamme! Ich wollte nochmals so richtig neu loslegen. Meine liebe Grafikerin Andrea, die mit den Jahren zu einer lieben Freundin wurde und eine treue Seele und ein wunderbarer Mensch ist, war auch sofort infiziert.

Plötzlich entwickelte sich eine Dynamik

Auf einer Veranstaltung lernte ich den Designer Sascha Korn kennen, der mit großer Begeisterung meine Etiketten neu entwickelt hat und schöne Bilder für den neuen Shop kreierte. Andrea war omnipräsent und half an allen Ecken, Martina motivierte mich die ganze Zeit…wenn man den Mut hat loszulegen, werden plötzlich Energien frei und man reißt scheinbar Menschen einfach mit. Es entwickelte sich eine wunderbare Dynamik und es fühlte sich alles richtig an. An Mamas Geburtstag am 16. August sind wir an den Start gegangen.

 

Durch Presseberichte erreichten wir immer mehr Menschen. Der Durchbruch erfolgte durch große Presseveröffentlichungen in Zeitungen und Magazinen. Wir wurden förmlich überrollt mit Bestellungen und kamen kaum nach mit dem Packen. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich alles richtig gemacht hatte und es war Zeit alles professioneller für das Wachstum aufzustellen.

Der Tag an dem mein Herz brach

In der Nacht vom 04. auf den 05. Juli 2023 erhielt ich nachts einen Anruf von meinem Sohn Valerio. Er war beruflich in Erfurt. Jede Mutter kann sich sicherlich vorstellen welchen Schreck man bekommt, wenn mitten in der Nacht auf dem Display der Name des Kindes erscheint. Antonio war auf Mallorca mit dem Auto tödlich verunglückt. Er hatte gerade die traurige Nachricht erhalten, dass er in dieser Nacht seinen Vater verloren hatte.

 

Mein Herz ist zerbrochen. Der Schmerz ist unbeschreiblich. 35 Jahre große Liebe, mit allen Höhen und Tiefen. Gemeinsam sind wir erwachsen geworden. Wir konnten nicht ohneeinander, aber häufig auch nicht miteinander. Es spielte keine Rolle nicht mehr verheiratet zu sein und es war auch nie nur Valerio, der uns verband. Wir waren eine Familie. Es war anders, als Mamas Tod, der nach einer langen Krankheit eintrat. Es traf uns völlig unerwartet.

 

Im gleichen Jahr, zwei Monate später, habe ich meine liebe Martina verloren, die „Patin“ des Online Shops. Sie ist an ihrer langjährigen Krebserkrankung verstorben. Geliebte Menschen zu verlieren, macht etwas mit uns. Es zeigt uns den größten Schmerz, den wir wohl empfinden können und es zeigt uns die Endlichkeit des Lebens.

 

Im Fall von Antonio zeigt es, dass es von einer Sekunde auf die andere vorbei sein kann. Einfach so. Aus dem nichts. Er hatte keinen Alkohol getrunken. Er hatte keinen Herzinfarkt am Steuer. Es gibt keine Erklärung. Martina war so stark und positiv, dass ich immer überzeugt war, dass sie gesund wird. Und doch hat sie uns verlassen. Es bilden sich Lücken im Leben, die zuvor besetzt waren von Menschen, die wir lieben und die physisch nicht mehr bei uns sind.

Valerios Geburtstag als jetzt erst recht!

Letztes Jahr im November ist Valerio 30 geworden. Ich wusste was Antonio von mir erwartet hätte. Niemand kannte ihn wohl so gut wie ich. Ein wunderschönes Fest habe ich für unseren Sohn organisiert. Live Musik nach Hause bestellt, unsere liebsten Menschen vereint um Valerio zu feiern, natürlich köstliches Essen und davon ganz viel und eine fantastische Torte, die meine Schwester für ihn gebacken hat. Es war emotional für uns alle und doch waren die Menschen, die gefehlt haben, in unseren Herzen und Gedanken dabei.

 

Es wurde ein ausgelassener fröhlicher und unvergesslicher Abend und ich bin sehr froh, dass wir uns nicht haben von der Trauer tragen lassen, sondern mutig aufgestanden sind, denn das Leben muss gelebt werden und weitergehen. Wenn es mir nicht gut geht, ziehe ich mich zunächst zurück. Doch dann kommt der Moment, in dem ich bereit bin und möchte, dass es weitergeht. Die Trauer ist nicht beendet, aber der Wille das Leben wieder in den Griff zu bekommen ist größer. 

Und jetzt werde ich 60 und finde es cool

Nein ich kokettiere nicht, wenn ich euch schreibe, dass ich mich gerade fühle wie zu meiner Studentenzeit. Es geht mir überhaupt nicht um dieses lächerliche „forever young“ Syndrom oder „60 ist das neue 50“ und all den Quatsch. Es geht um die Erkenntnis 60 großartige Jahre gelebt zu haben. Klar, Höhen und Tiefen, aber was hatte ich für unzählige, wunderschöne Erlebnisse und Momente und wie sehr habe ich sie ausgekostet. Trotz der schmerzhaften Erlebnisse überwiegt das Schöne bei Weitem.

 

Heute genieße ich meine Freiheit und dass ich so viel weniger Verantwortung schultern muss. Ich fühle mich leicht wie ein Schmetterling. Valerio ist im Mai ausgezogen. Mein Sohn ist zu einem tollen Mann herangewachsen, hat einen guten Job und eine schöne Wohnung. Ich bin sehr stolz auf ihn und liebe ihn und unsere Mutter-Sohn-Beziehung. 

 

Was mir am wichtigsten war, ist mir gelungen, nämlich ihm Werte mitzugeben. Er ist ein guter Mensch. Viele Jahre habe ich mich, wie viele von euch sicherlich auch,  aus Liebe zu meiner Familie, meinem Mann, meinem Kind, meinen Eltern und Geschwistern häufig nach ihnen gerichtet und meine Bedürfnisse nicht selten hinten angestellt.

 

Ich war in sehr vielen Lebensbereichen sehr selbstbewusst, aber in emotionalen Fragen habe ich mich häufig angepasst oder habe nachgegeben. Etwas weniger hätte wohl auch gereicht, aber sei‘s drum. Ich habe es gern getan und ich liebe es zu lieben. Ganz oder gar nicht. Ich schaue nach vorne und freue mich auf alles Schöne, das noch kommt.

Freiheit ist so sexy

Jetzt habe ich das Glück, Freiheit zu leben und zwar gepaart mit so viel Erfahrung, so viel Wissen, so viel Leidenschaft, so viel Intuition, so viel Selbstkenntnis, um zu spüren was mir gut tut und was nicht, mit der Weisheit lieber mal zu ignorieren, statt unnötig zu debattieren. Ich bevorzuge Harmonie und Frieden und verzichte gerne darauf andere überzeugen zu wollen. Das Leben darf auch mal leicht sein.

 

Wie gut tut die Freiheit sich von Menschen, die einem nicht gut tun, einfach zu entfernen ohne Erklärungen abzugeben, sich nicht für alle und alles verantwortlich zu fühlen, Nein zu sagen, wenn es nicht passt und sein Umfeld nicht mit Ratschlägen zuzuschütten, sondern zu akzeptieren,  dass jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln muss….dieses Loslassen fühlt sich erleichternd an.

 

Und wie wundervoll ist es stolz auf sich zu sein, sich toll zu finden, sogar an blöden Tagen oder wenn man bescheuert aussieht oder wieder neue Falten entdeckt. Lacht in solchen Momenten, bitte lacht, auch wenn ihr alleine seid oder gerade dann. Ihr seid wundervoll und lasst euch von niemand etwas anderes erzählen. 

 

Das Wissen, dass man trotz allem was nicht perfekt ist,  das Leben täglich umarmen kann, die Spannung genießt, weil man weiß, dass die schönsten Erlebnisse nicht geplant waren, sondern überraschend eintrafen.  What’s next?

 

Einfach im Hier und Jetzt leben und sich treiben lassen…das führt häufig zu schönen Begegnungen, spannenden Orten, einer neuen Liebe und manchmal sogar zu kleinen Wundern. Wer weiß, vielleicht eines Tages auch zu großen?

Liberté auch im Job

Ich liebe es meine Salsa Paradiso Tomatensaucen über den Online Shop zu vertreiben und dadurch meinen Kunden ganz nahe zu sein. Das hätte ich kaum für möglich gehalten, es war die letzte Chance, die ich mir gegeben hatte. Was lernen wir daraus? Sag niemals nie. Probiere es aus! Schränke dich nicht selbst ein. Gebe auch nicht so leicht auf, wenn du noch Liebe für deinen Traum, deine Idee empfindest, traue dich neue Wege zu suchen! Es könnte ja gut werden 😉

 

Auch der Online Shop schenkt mir Freiheit. Ich muss bei niemand betteln, dass sie meine Saucen in ihr Programm aufnehmen. Es gibt jetzt niemand zwischen mir und meinen Kunden. Wer meine Salsa Paradiso möchte, kann sie einfach bestellen. Ich finde das großartig. Das habe ich euch, meinen tollen Kunden, zu verdanken. Ihr bedeutet mir sehr viel.

Loslassen, tanzen und leben

Ich genieße gerade diese coole Zeit, die mich mit Dankbarkeit erfüllt. Ich darf meine großen Leidenschaften wie das Kochen und Schreiben leben, das bedeutet mir sehr viel. Mal sehen wie es weitergeht. Ich werde berichten. Aber jetzt plane ich erst einmal die Party zum 60. Und ich hoffe, dass ich eine Geburtstagstorte bekomme.

 

Wieder einmal ist der Beitrag so viel länger geworden als geplant. Für all jene, die tatsächlich bis zum Ende gelesen haben, füge ich zum Abschluss  fürs Herz das schöne Gedicht von Mario Andrade bei – viel Spaß beim Lesen, Tanzen und Leben meine Lieben,

Eure Hermina ❤️

Meine Seele hat es eilig

Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe. Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ersten isst sie mit Vergnügen, aber als es merkt, dass nur noch wenige übrig sind, begann es, sie wirklich zu genießen.

 

Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird. Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen, die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.

 

Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen. Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren. Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten. Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.

 

Meine Zeit ist zu kurz um Überschriften zu diskutieren. Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile. Ohne viele Süßigkeiten in der Packung. Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind. Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden.

 

Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen. Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten. Es ist das, was das Leben lebenswert macht. Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren.

 

Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen. Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann. Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden.

 

Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.

Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.

 

Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.

 

Mario de Andrade (San Paolo 1893-1945)

Dichter, Schriftsteller, Essayist und Musikwissenschaftler. Einer der Gründer der brasilianischen Moderne


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