Ein Ort der Lebensfreude

Tomaten Rock’n Roll ist mehr als ein Food-Blog. Es ist ein Ort, an dem Genuss und Lebensfreude zusammenfinden. Ein Ort, an dem Du Inspiration für Deinen Alltag findest – sei es durch ein neues Rezept, eine persönliche Geschichte oder einen Gedanken, der Dich zum Schmunzeln bringt. Ich möchte Dich ermutigen, das Leben in vollen Zügen zu genießen, Deine Leidenschaften zu entdecken und Dich von der positiven Energie anstecken zu lassen, die gutes Essen und schöne Erlebnisse in unser Leben bringen.

Der Labertaschen-Blues und die Sehnsucht nach Verlässlichkeit

von Hermina Deiana

Der Labertaschen-Blues und die Sehnsucht nach Verlässlichkeit

 „Ich melde mich ganz sicher morgen.“….„Lass uns nächste Woche telefonieren.“ …. „Ich bin auf jeden Fall dabei!“ Wer kennt sie nicht, diese kleinen Alltagsversprechen, die sich in Luft auflösen wie Seifenblasen? Eine kurze Vorfreude, ein erwartungsvolles Lächeln und es folgt: nichts. Kein Rückruf, kein Termin, keine Nachricht. Willkommen im Zeitalter der Unverbindlichkeit. Dabei leben wir in einer Zeit, in der wir so gut vernetzt sind wie nie zuvor. Weltweite Kommunikation ist über soziale Netzwerke zu jeder Tages- und Nachtzeit problemlos möglich. Gleichzeitig sind wir einem ständigen Strom an Reizen, Informationen und Anforderungen ausgesetzt. Zwischen WhatsApp-Gruppen, E-Mails, LinkedIn-Nachrichten, Termintools, Zoom-Meetings und Push-Benachrichtigungen verschwimmt das Wesentliche: das Zwischenmenschliche. Vielleicht sind viele schlicht nicht mehr in der Lage, inmitten dieser Reizüberflutung all diese Signale bewusst aufzunehmen, zu koordinieren und in verlässliches Handeln zu überführen. Sie gehen einfach unter in unserem Dasein im digitalen Nebel. Und ich zeige mit diesem Beitrag nicht nur auf die anderen. Auch mich selbst kann ich nicht zu 100 Prozent ausnehmen. Aber ich kämpfe dagegen an und zwar bei mir zuerst. Zwischen Schusseligkeit und System Während es sich bei manchen Menschen um glaubhafte Schusseligkeit handelt, scheint die Unzuverlässigkeit bei anderen System zu haben. Letztere halten sich alle Optionen offen, um sich die Rosinen im Leben herauszupicken. Dies tun sie gerne auch sehr kurzfristig. Lebt der unverbindliche Mensch, egal ob männlich oder weiblich, leichter? Er sagt gerne mit Begeisterung Ja. Ein Nein würde ihn der vielfältigen Optionen berauben, die er scheinbar braucht. Und des Gefühls, bedeutend zu sein. Manchmal wäre ein Nein auch einfach anstrengender, weil es eine Erklärung bräuchte oder eine Diskussion nach sich ziehen würde. Er kündigt große Dinge an: das Business-Dinner, ein Treffen zum Austausch, eine gemeinsame Unternehmung oder Reise … aber es bleibt still. Bis zum nächsten Wiedersehen. Ohne rot zu werden wird er nicht müde diese Ankündigungen zu wiederholen. Immer und immer wieder….“Wir müssen das unbedingt machen. Bekommen wir hin“….mit einem charmanten Zwinkern ergänzt. In persönlichen Beziehungen ist es besonders nervig, denn in diesen stehen Versprechen für Vertrauen. Und nichts enttäuscht mehr als: „Ich komm wirklich!“ … gefolgt vom Untertauchen, im besten Fall begleitet von fadenscheinigen, kindischen Ausreden. Wissen sie eigentlich, was sie anrichten? Nehmen wir dieses Beispiel: Eine Freundin organisiert ihren runden Geburtstag mit monatelanger Vorlaufzeit. Sie reserviert einen Raum, plant Essen, Musik, Deko. Von 30 eingeladenen Gästen sagen 25 „Vielleicht“ zu. Am Abend kommen zwölf. Der Rest? „Sorry, spontan krank geworden …“, „musste doch arbeiten“, „hab’s total vergessen“. Was bedeutet das Geburtstagskind diesen Menschen? Diese Frage darf man sich durchaus stellen. Wäre hier nicht ein klares Adieu die richtige Antwort? Zumindest das Streichen bei der nächsten Einladung? Als ich meinen Ex-Mann mit unserem Catering-Service unterstützte, war ich zum Teil erschüttert. Ein Unternehmen organisiert eine große, hochkarätige Veranstaltung mit geladenen Gästen. Die No-Show-Rate beträgt fast 40 %, die Kosten für Catering, Deko etc. bleiben bei 100 %. Der Verlust kann sich sehen lassen. Die Organisatoren haben sich daran gewöhnt und versuchen im Vorfeld, die No-Show-Rate zu schätzen. Gäste, die bereits verbindlich zugesagt haben, erscheinen einfach nicht. Daran werde ich mich nie gewöhnen können. Ist Pünktlichkeit heutzutage spießig? Wem ist es nicht passiert, mal einen Termin zu vergessen oder zu spät zu kommen? Vor allem, wenn man selbst daran schuld ist und nicht die Umstände – wie zum Beispiel eine Verspätung der öffentlichen Verkehrsmittel oder ein Stau – finde ich es schlimm. Mir ist es schon passiert. Nicht regelmäßig, aber auch nicht nur einmal. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt. Es war mir sehr peinlich, zumal ich Pünktlichkeit und Verlässlichkeit überdurchschnittlich schätze. Immanuel Kant war berühmt für seine Pünktlichkeit. Die Bürger von Königsberg sollen ihre Uhren nach seinem Spaziergang gestellt haben. Wie würde man so einen Menschen heutzutage betrachten und wie bezeichnen? „Mama, du bist so deutsch“, pflegte mein Sohn zu mir zu sagen, wenn ich ihn wegen Unpünktlichkeit oder nicht eingehaltener Zusagen kritisierte. Kritik wegen Pünktlichkeit oder dem Einfordern dieser? Geht’s noch? Heute hat sich das Blatt gewendet. Ich schmunzle, wenn mein erwachsener Sohn mir von unzuverlässigen Menschen erzählt, die ihn Nerven kosten und auf die er keine Lust mehr hat. Geht doch! „Alles richtig gemacht, Minchen“, klopfe ich mir in Gedanken auf die Schulter. Ab wann gilt man als uncool oder zu korrekt? Klar, es kann ein Generationsproblem sein. Aber wenn erwachsene Menschen ab 40+ ständig ihr Wort oder ihre Zusagen brechen oder Termine nicht einhalten und stattdessen immerfort lapidare Ausreden in Jugendsprache vortragen – im Sinne von „Hey, du, sorry, war doch kein Ding, oder?“ – fehlen mir die Worte. Wie sollte ich mein Unverständnis für männliche und weibliche Peter Pans – Menschen, die nicht erwachsen werden wollen – unterdrücken? Wenn jemand regelmäßig zu spät kommt oder Termine vergisst, seinen Worten keine Taten folgen lässt, dann ist diese Person für mich eine Labertasche. Und ich habe Schwierigkeiten, diesen Menschen ernst zu nehmen. Ich registriere, aber ich diskutiere nicht, denn es ist nicht meine Aufgabe, Menschen zurechtzuweisen oder gar ändern zu wollen. Sie landen im Topf meiner Gleichgültigkeit. Der unterschätzte Produktivitätskiller Wenn sich Kolleginnen und Kollegen nicht an Termine oder Absprachen halten, wenn der Handwerker nicht erscheint, der Patient den Termin in der Arztpraxis nicht absagt, wenn Partner bei der Präsentation fehlen, kann das gravierende Konsequenzen haben. Nein, es handelt sich nicht immer nur um einen kleinen Fauxpas. Es kann teuer werden, Reputation kosten, gerade im Business zu Verlusten führen. Nein, das Einfordern von Verbindlichkeit ist keine Zickerei. Wie erwähnt: Es kann passieren – niemand ist perfekt. Aber es mehrt sich. Und es mangelt an glaubwürdigen Entschuldigungen und Erklärungen. Auch vermisse ich manchmal die Einsicht, dass man sich außerhalb der Norm verhält, wenn man Menschen einfach versetzt. Es fehlt an Verlässlichkeit, an Verantwortung und vor allem an einer offenen Kommunikation. Wenn ich weiß, dass der Handwerker mich in den nächsten Wochen unzählige Male vertrösten wird, dann suche ich einen anderen. Ist es also Vorsatz oder ist es chaotisches Verhalten, mich monatelang hinzuhalten? Lassen wir zu viel durchgehen? Und doch passiert nichts. Wir möchten es uns mit Kollegen, Nachbarn, Freunden und erst recht mit Familienmitgliedern nicht verscherzen und lassen ihnen vieles durchgehen. Wir schlucken unseren Ärger hinunter und hoffen blauäugig auf Besserung oder geben wir es zu, ein Blick in den Spiegel bitte – sind wir zu konfliktscheu? Ich nehme mich nicht aus. Das könnte ein Grund sein, warum Unverbindlichkeit sich immer weiterverbreitet, fast schon gesellschaftsfähig wird. Wir sagen: „Kein Problem“, „Macht nichts“, „Kann passieren“. Wer alles durchgehen lässt, sendet auch eine Botschaft. Nämlich: „Ist okay, wenn du dich so verhältst.“ Natürlich geht es nicht ums Belehren oder Erziehen erwachsener Menschen. Das wäre mir in der Tat zu anstrengend und dazu habe ich kein Recht. Es geht um Grenzen, um Klarheit und darum, dass mein Leben nicht unnötig beeinträchtigt wird. Politiker: die Labertaschen Spitzenreiter? Zu den Spitzenreitern der gebrochenen Versprechen gehören Politiker. Wie viele Versprechen in Wahlkämpfen werden tatsächlich gehalten? Studien zeigen: Manche Politiker und Politikerinnen halten nur einen Bruchteil ihrer Zusagen, wenn überhaupt. Und was machen die Wähler? Sie meckern in ihren Wohnzimmern, beim Sport, beim Stammtisch und in der Kaffeeküche. Nachdem sie ihrem Ärger Luft gemacht haben, geht das Leben munter weiter und wir baden uns in kollektiver Toleranz. Wen juckt’s  und was interessiert mich meine Empörung von gestern? Der Dating-Zirkus toppt alles Die Scheidungsrate in Deutschland beträgt fast 40 %. Die durchschnittliche Dauer einer Ehe liegt knapp unter 15 Jahren. Das habe ich locker getoppt – mit 25 Jahren Ehe, zuzüglich 10 Jahren Beziehung davor. 2017 wurden wir geschieden. Wen wundert es angesichts dieser Werte, dass der Single-Markt geradezu blüht – vermeintlich. Denn Single zu sein bedeutet nicht automatisch, paarungswillig zu sein. Während es früher hieß: Willst du mit mir gehen – ja, nein, vielleicht – ist die Antwort heute reduziert auf das „Vielleicht“. Auch hier herrscht Überforderung. Täglich kommen neue Profile dazu. Wie soll man sich für eine Person entscheiden? Ein paar Fotos und wenige Eckdaten entscheiden über den entscheidenden Swipe. Bloß nicht festlegen, denn es könnten jederzeit eine Frau oder ein Mann neu dazukommen, die besser gefallen. Aber bitte alle Matches irgendwie festhalten – man kann ja nie wissen. Und ein bisschen Zeitvertreib durch belanglose „Guten Morgen“ und „Gute Nacht“-Nachrichten kann schließlich auch den Tag versüßen, Männern und Frauen gleichermaßen. Eine Bekannte sagte kürzlich: „Du musst immer mehrere Eisen gleichzeitig im Feuer haben. Du musst immer damit rechnen, dass dir Männer abspringen – dann hast du noch genug in der Hinterhand.“ Ach so. Klingt für eine Romantikerin wie mich echt gruselig. Und ein sehr guter männlicher Freund gab mir den Rat: „Nur Profile, die überhaupt nicht in Frage kommen, außen vor lassen. Alle anderen liken – mal sehen, was passiert. Löschen kannst du sie ja immer.“ Wollen wir wirklich so miteinander umgehen? Bin ich naiv? Zu romantisch? Danke für die wohlwollenden Tipps – aber ich bin raus! Wie also umgehen mit diesem Zeitgeist? Natürlich habe auch ich kein Patentrezept, das allgemein gültig ist. Ich habe nur eines, das für mich richtig ist, weil es mir persönlich gut tut und sich richtig anfühlt. Und diese Erkenntnisse teile ich mit euch. Als erstes rate ich dieses: versucht bitte nicht Menschen zu ändern. Das kostet immense Kraft und geht in der Regel schief. Der einzige Maßstab seid ihr selbst, inklusive eures Willens entgegenzukommen und Kompromisse zuzulassen, wenn euch eine Person wichtig ist.   Bitte unsägliches Verhalten nicht persönlich nehmen. Die Unverbindlichkeit anderer sagt mehr über sie aus als über euch. Hört auf euch ständig zu fragen, was ihr falsch gemacht haben könntet und darüber zu grübeln. Lasst einfach mal los.   Tue es niemals jenen nach, die dir nicht gut tun. Glaube an das Gute und an das Richtige und handle danach. Bleibe dir selbst treu, auch wenn es „Labertaschen“ gibt. Wie du mir, so ich dir, ist so lächerlich in meinen Augen. Wozu?   Grenzen setzen. Einmal okay, zweimal okay – beim dritten Mal: Addio ohne schlechtes Gewissen. Addio bedeutet nicht Kontaktabbruch, sondern den Zusagen und dem leeren Gelaber keine Bedeutung mehr beizumessen.   Klar kommunizieren. „Ich wünsche mir Zuverlässigkeit.“ Manchmal kann unser Gegenüber nicht wissen, was uns wichtig ist. Klar ausgesprochen kann sich die ein oder andere Situation entspannen. Wer dann mitmacht: fein. Wer nicht: Ciao, du fühlst dich genauso wenig verpflichtet.    Konsequenzen ziehen. Bleibt entspannt, aber konsequent: wer euch durch sein oder ihr Verhalten dauerhaft nicht gut tut, wird freundlich und ohne Drama auf Distanz geschoben.   Vorbild sein. Pünktlichkeit, Klarheit, Zuverlässigkeit leben. Das steigert die Sensibilität im Umgang mit anderen. Nicht der Pünktliche muss sich entschuldigen, weil er / sie Pünktlichkeit liebt.   Die gute Nachricht: Heutzutage punktest du mit Verlässlichkeit. In einer Welt voller Absagen und Ausflüchte ist Verlässlichkeit das neue Gold. Was früher normal war, ist heute besonders. Nutze es für dich.   🍀 Wer Wort hält, wird fällt auf und wird geschätzt. 🍀 Wer ehrlich kommuniziert – auch wenn es unbequem ist – wird respektiert. 🍀 Wer „Nein“ sagt, wenn er „Nein“ meint, ist klar. Und damit vertrauenswürdig. 🍀 Es ist nicht spießig, zuverlässig zu sein. Es ist Anstand. 🍀 Es ist nicht langweilig, pünktlich zu erscheinen. Es ist respektvoll. 🍀 Es ist nicht uncool, zu sagen: „Ich halte mein Wort.“ Es ist schon fast revolutionär. Vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um gegen den Strom zu schwimmen Zeitgeist hin oder her, wir müssen nicht alles mitmachen. Es darf auch mal der eigene Werte-Kompass gelebt und gepflegt werden. Ich oute mich als oldschool, nicht nur in Gedanken, sondern auch in Taten. Ich plädiere: 💕 Für verbindliche Kommunikation. 💕 Für mehr Verlässlichkeit. 💕 Für mehr Respekt. 💕 Für echte Beziehungen. 💕 Für echte Liebe.   Danke 😍 Wie schön, dass Du meinen Beitrag gelesen hast. Hast Du Dich in dem ein oder anderen Absatz wiedergefunden? Mir liegt es am Herzen, dass wir respektvoll miteinander umgehen. Wir müssen nicht alle gleich sein, ähnlich denken oder das Gleiche gut finden. Aber wir können uns gegenseitig so behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten.   

Mehr lesen