Ich könnte nicht glücklicher sein, meine Lieben! Im November erscheint mein zweites Kochbuch Verrückt nach Tomatensauce #2.
2015 ist mein erstes Kochbuch „Verrückt nach Tomatensauce“ im Verlag Edition Fackelträger erschienen. Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass die Entstehungsgeschichte Seltenheitswert und Kultcharakter besitzt. Der Mann, der mir damals die große Chance gab, war Dr. Thomas Hauffe, Geschäftsführer des Verlags.
Leider hat er nach unserer Erfolgsgeschichte den Verlag verlassen. Zehn lange Jahre habe ich versucht dieses Erlebnis in irgendeiner Form zu wiederholen und ein weiteres Buch zu veröffentlichen. Es gelang mir nicht. Ich konnte weder seine Nachfolgerin noch einen anderen Verlag zu überzeugen.
Der Zauber der Begegnungen
Rezepte und Manuskripte habe ich reichlich, denn ich habe nie aufgehört zu schreiben oder Rezepte zu entwickeln. Das Kochen und das Schreiben sind meine großen Leidenschaften und ich werde sie immer verfolgen, weil ich diese Tätigkeiten liebe.
Häufig schreibe ich vom Zauber der Begegnungen. Was so romantisch klingt, ist nicht nur für Liebespaare gedacht, sondern kann für jegliche Menschen in unseren Leben gelten. Manchmal begegnet man jemand, mit dem es sich einfach und leicht anfühlt, was sich mit anderen anstrengend bis unmöglich gestaltete.
Wisst ihr was ich meine? Habt ihr so etwas auch schon mal erlebt? Was ist es? Die Chemie? Vorschuss-Sympathie? Sind es gleiche oder ähnliche Werte oder Charakterzüge? Wenn es passt, ist der Erfolg so gut wie sicher.
Zum 50. schenke ich mir mein erstes Kochbuch
Auf der Buchmesse 2013 war ich besonders entschieden. Im darauffolgenden Jahr sollte ich 50 werden und ich habe mir selbst versprochen mir zum runden Geburtstag mein erstes veröffentlichtes Buch zu schenken.
Mit diesem Mindset und dem Vorsatz „Ich möchte ein Buch schreiben über die besten Rezepte mit Tomatensauce“ ging ich gut vorbereitet und sehr zielstrebig zur Frankfurter Buchmesse. Mein Thema kam in den Gesprächen gut an und ich bekam mühelos Ansprechpartner genannt und Visitenkarten ausgehändigt. Zufrieden und voller Zuversicht ging ich nach Hause.
Unmittelbar nach der Messe, habe ich alle angeschrieben. Niemand hat geantwortet, keine einzige Nachricht im Postfach. Enttäuscht machte ich eine Pause mit dem Buchprojekt und widmete mich meinen laufenden Projekten, dem Marketing, den Restaurants und dem Cateringservice meines damaligen Ehemanns und Salsa Paradiso Tomatensaucen. Langeweile hatte ich ohnehin keine.
Ein schlechter Tag braucht neue Impulse
Es war ein Tag im Dezember des gleichen Jahres und nichts lief, wie ich es wollte. Überall „Baustellen“. Das war frustrierend. In dieser Verfassung und der Laune „es reicht mir jetzt!“ holte ich die Visitenkarten von der Buchmesse heraus. Auf einer standen Name und Telefondurchwahl des Verlagsgeschäftsführers. Ich wählte die Nummer und er antwortete sogar persönlich.
„Ich möchte ein Buch veröffentlichen mit den besten Rezepten mit Tomatensauce“, fasste ich mich kurz. „Das klingt interessant. Schicken Sie mir ihr Manuskript,“ sagte Herr Dr. Thomas Hauffe vom Verlag Edition Fackelträger in Köln.
Ich hatte noch kein fertiges Manuskript, nur eine Liste mit den Rezepten, die ich für das erste Buch selektiert hatte. „Sie haben noch kein Manuskript? Schauen Sie, es ist kurz vor Weihnachten und ich schlage vor, Sie melden sich im Januar nochmals.“
Ich wusste, dass ich nur diese eine Chance hatte!
Mir war bewusst, dass ich im Januar nur eine einzige Chance bei diesem Verlag hatte. Und es war nicht nur das Einreichen eines fertigen Manuskripts. Ich brauchte ein persönliches Gespräch, denn ich wollte ihm meine Ideen, Visionen und Beweggründe live darstellen, darin lag meine Stärke, so würde ich ihn überzeugen können.
Also bediente ich mich eines kleinen Tricks. Ich rief ihn Mitte Januar an und sagte, ich sei am 29. und 30. Januar geschäftlich in Köln. Das stimmt nicht, aber ich wäre für einen Autorenvertrag sogar nach Rom gefahren. Köln mit 200 Kilometern Entfernung war ein Spaziergang in Anbetracht meines Ziels.
Ich bat ihn um 30 Minuten seiner Zeit für ein Gespräch zum Thema Tomatensaucen-Buch. „Sie haben Glück, am Donnerstag, den 30.01. bin ich da. Von 12.00 – 12.30 Uhr kann ich Ihnen anbieten,“ sagte er.
Wie aus 30 Minuten drei Stunden wurden
Die Begrüßung seitens Thomas Hauffe war freundlich und entspannt. Er zeigte mir ein paar erfolgreiche Kochbücher, die der Verlag veröffentlicht hatte. Dann durfte ich erzählen, wie ich auf meine Idee gekommen war. Ich hatte Tomatensaucen mitgebracht und beschrieb voller Leidenschaft und Begeisterung die Rezepte und Geschichten, die ich im Buch schreiben wollte. Es entwickelte sich eine sehr gute Atmosphäre und Unterhaltung. Dann nahm er den Hörer in die Hand und bat eine Lektorin dazu zu kommen.
Nachdem wir eine Weile zu dritt über meine Buch-Idee gesprochen hatten, wunderte ich mich, denn Thomas Hauffe redete, als wolle er das Projekt umsetzen. Ich wagte es zu fragen: Verzeihen Sie, Sie reden, als ob sie meine Idee umsetzen wollten? „Frau Deiana, es ist jetzt 14 Uhr und wir sprechen seit zwei Stunden. Glauben Sie ich hätte nichts zu tun? Natürlich werden wir ihr Buch realisieren!“, war seine Antwort.
Ohne eine einzige Zeile eingereicht zu haben, verließ ich nach drei Sunden den Verlag mit einem Autorenvertrag und meiner festen Zusage bis Ende April das fertige Manuskript einzureichen, damit es noch im gleichen Jahr veröffentlicht wird.
12 Wochen Wahnsinn!
Es ging nicht nur um das Schreiben eines Kochbuchs, sondern um das Kochen jedes einzelnen Rezepts, der Mengenangaben und Kochzeiten wegen. Es herrschte in meinem Leben und Zuhause der absolute Ausnahmezustand! Einkaufen, Kochen, Schreiben, Schlafen und täglich von vorne. Dazwischen die lange Tafel und Essen mit Familien, Freunden und Nachbarn, denn ich wusste nicht, was ich mit den vielen Speisen machen sollte.
Während ich eine der besten Phasen meines Lebens trotz des Zeitdrucks genoss, entwickelte sich ein großer Eklat, der fast alles zunichte gemacht hätte. Die Lektorin schickte mir das Buchcover, das sie für meinen Titel entwickelt hatten. Ohne jegliche Absprache mit mir.
Ich war geschockt! Das hatte nichts mit dem Inhalt zu tun! Nichts! Gar nichts!
In meinem Buch ging es um Rezepte mit Tomatensauce, nicht um Rezepte für Tomatensauce. Das Wichtigste jedoch war, dass es ein emotionales Kochbuch war, mit Geschichten aus Neapel, La famiglia, lange Tafeln, mediterrane Atmosphäre, ich wollte die Leser mitnehmen nach Italien, in die Tomatenfelder....

Dieser Buchtitel hatte mit alldem nichts zu tun. Das Gespräch mit der Lektorin verlief negativ. Sie ließ nicht mit sich reden. Sie seien der Verlag und sie wüssten, was sich gut verkauft. Basta!
Ok, dann sagte ich trotzig auch basta und kündigte mündlich den Autorenvertrag. Ich weinte vor Wut und Enttäuschung. Mein Traum schien zerplatzt.
Die großartige Führungskompetenz des Dr. Thomas Hauffe
Am nächsten Tag rief mich Thomas an. „Hast Du Dich etwas beruhigt? Können wir reden?“, fragte er mich. „Thomas ich werde nicht nachgeben! Mit diesem Cover werde ich nicht mein Buch veröffentlichen. Lass uns bitte eine Lösung finden,“ war mein Vorschlag für einen Kompromiss.
„Wie könnte dieser aussehen?“, fragte er ruhig und sachlich. „Ein schönes Foto von mir das Leidenschaft ausstrahlt,“ antwortete ich „ein Bild, das einlädt, das neugierig macht und verkauft.“ „Ok, ich gebe Budget frei für ein Fotoshooting, aber du lässt die Lektorin den Fotografen auswählen,“ war seine Entscheidung. Heute noch bringe ich ihm für sein Handeln Hochachtung entgegen.
Wie meine Vision Wirklichkeit wurde
Die Lektorin hatte den Fotografen Roman Knie für das Cover-Shooting beauftragt. Was für eine außergewöhnliche Zusammenarbeit mit diesem Profi! Innerhalb weniger Stunden hatten wir mehrere Fotos, die für ein Titelbild in Frage kamen.
Gemeinsam hatten wir daraus unseren Favoriten ausgewählt. Das Verhältnis zur Lektorin war an jenem Tag entspannt und wunderbar und wir waren alle begeistert von unserer Zusammenarbeit. Nun warteten wir noch ungeduldig auf die finale Wahl von Thomas. Auch er wählte unseren Favoriten. Volltreffer!

Alles richtig gemacht!
Am 02.06.2015 erreichte mich folgende Email von Dr. Thomas Hauffe:
Von Deinem Buch haben wir seit Erscheinen im Dezember 2014 inzwischen 2032 Exemplare verkauft. Das ist für das erste Buch einer bis dahin nicht bekannten Autorin sehr gut! Wir sind jedenfalls recht zufrieden, zumal die Tomatenzeit ja erst noch kommt.
4.000 Exemplare meines Kochbuchs wurden insgesamt gedruckt, was bedeutet, dass innerhalb von sechs Monaten die Hälfte der Auflage bereits verkauft war.
Am 07. September 2015 schrieb Thomas:
Liebe Hermina,
Dein schönes Buch war in der letzten Woche (KW 35) lt. den Zahlen der GfK mit 155 verkauften Exemplaren unser bestverkaufter Titel. So kann es gerne weitergehen .
Kurz nach unserem Erfolg hat Thomas leider den Verlag verlassen. Ihm habe ich diese außergewöhnliche Geschichte zu verdanken.
Wie viele Chancen lassen sich Menschen ohne Mut entgehen?
Dr. Thomas Hauffe hat unglaublich mutig gehandelt. Ich ebenfalls. So haben wir zueinander gefunden und Erfolg gestaltet, denn Erfolg passiert nicht einfach.
Wie viele Chancen bleiben ungenutzt, weil Verleger, Lektoren, Unternehmer, Manager oder Geschäftsführer stur nach Vorschrift handeln und nichts wagen? Weil sie gefangen sind in ihren Strukturen, keine Visionen haben oder ihnen der Mut fehlt, weil sie ihre Komfortzonen nicht verlassen und keine Risiken eingehen?
Wie viele Chancen lassen wir uns im Leben entgehen, weil wir uns nicht trauen?
Aufgeben war nie eine Option
Zehn Jahre habe ich immer wieder Versuche gestartet einen Verlag für meine Ideen und verschiedenen Manuskripte zu gewinnen. Ohne Erfolg. Absagen über Absagen! Nie habe ich aufgegeben, ich wusste immer, dass sich früher oder später eine Chance ergeben würde.
Und jetzt habe ich die Chance mit der Unterstützung eines fantastischen Teams selbst kreiert – alle Ü60, einer sogar Ü70 – und wir bündeln unsere Professionalität und Erfahrung und ergänzen mit jeder Menge Spaß. Andrea ist Grafikerin, Helmut ist Fotograf und hat fantastische Fotos von mir gemacht, ich habe Rezepte entwickelt, geschrieben und die Food-Fotografien mit Tipps von Helmut realisiert.
Zum ersten Mal darf ich mein Buch von A-Z selbstbestimmt gestalten. Dafür muss ich ein finanzielles Risiko eingehen, aber das ist es mir wert!
Bewahrt euch eure Träume und Visionen – der richtige Zeitpunkt kommt!
Egal wie alt ihr seid – gebt euch nicht einfach geschlagen! Klar, es gibt immer mal Ideen und Projekte deren Umsetzung sich nicht realisieren lässt. Aber viel häufiger sind jene, die nicht mit ausreichend Mut und Leidenschaft verfolgt werden.
Danke 🙏🏼 - dass du meine Geschichte gelesen hast.